Island Tag 10

Tag 10: Samstag, 28. September 2019

Boh, die Nacht war kurz und kalt. Aber das war es definitiv wert. Wir können es immer noch nicht glauben, dass es heute nacht geklappt hat mit den Polarlichtern.  Und auch heute sieht es nach bestem Sonnenschein aus.
Bevor wir nach Reykjavik fahren, wollen wir noch durch die Almannagjá laufen. Gestern war es uns ja viel zu voll. Heute früh sind wir noch ganz alleine unterwegs.

In der Almannagjá, der Allmänner-Schlucht, ist das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten besonders eindrucksvoll sichtbar. In den letzten 10.000 Jahren ist Island beidseits der Almannagjá um 70 Meter auseinander gedriftet. Der Talboden hat sich dabei um ca. 40 Meter gesenkt.

Wir laufen durch die Schlucht. Und gerade am Anfang geht es doch recht steil über "Steinstufen" hinab. Hansi beisst die Zähne zusammen und hält durch. Eine gute Vorbereitung für morgen - steht da doch die Wanderung zum Vulkan auf dem Programm.

So früh am morgen und ganz alleine hat schon was mystisches. Es ist noch richtig richtig kalt, die Sonne hat die Schlucht noch nicht erreicht und wir sind mit Handschuhen unterwegs. Zum Wasserfall gehen wir nicht mehr, da waren wir ja schon gestern und wir wollen noch zur Aussichtsplattform - möglichst ohne die anderen Touristen.

Hier in Þingvellir wurde aber auch seit dem Jahr 930 jährlich eine zweiwöchige gesetzgebende Versammlung abgehalten, das Althing - das älteste noch existierende Parlament der Welt - und damit der isländische Freistaat gegründet.

Der nächste Halt ist die Aussichtsplattform. Von hier aus hat man noch einmal einen herrlichen Überblick über den Þingvallavatn sowie die Kirche mit dem fünfgiebeligem malerischem Haus daneben.
Aber jetzt - kurz nach 9 Uhr - fahren die ersten Reisebusse vor. Nichts wie weg hier.

Hallgrímskirkja-Kirche
Bis nach Reykjavik sind es noch etwa 45 Minuten. Klar sind wir jetzt schon arg spät dran und müssen erst einmal einen Parkplatz suchen.
Zuerst gehen wir zur Hallgrímskirkja-Kirche und sind natürlich nicht die einzigen.

Die Hallgrímskirkja-Kirche ist das berühmteste Wahrzeichen in Reykjavík. Sie ist eine evangelische Pfarrkirche, die sich im Stadtzentrum mit einer Höhe von 74 Metern erhebt und so die größte Kirche Islands ist. Wie eine Rakete, die bereit zum Abschuss ist, steht die beeindruckende Hallgrímskirkja – zu Deutsch: Hallgrimskirche – da. Der Bau der Kirche dauerte über 40 Jahre, ihren Namen bekam sie vom isländischen Dichter Hallgrímur Pétursson.

Und man kann mit dem Aufzug auf eine Aussichtsplattform hinauffahren. Von dort aus hat man einen unvergleichbaren Blick über Reykjavik. Vor allem da die Kirche auch noch auf einem Hügel über der Stadt thront. Wir kaufen uns also Tickets und fahren nach oben - Wow, was für eine tolle Aussicht.

Der Name der Stadt bedeutet zu deutsch „Rauchbucht“ und stammt vermutlich von den Dämpfen, die aus den heißen Quellen stammen. Reykjavik wurde erst 1786 zur Stadt erhoben und ist mit derzeit ca. 125.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel. Hier wohnen etwa 37,3 % der Gesamtbevölkerung des Landes.

Reykjavík ist die Hauptstadt Islands und die am nördlichsten gelegene Hauptstadt der Welt. Wichtigste Industriezweige sind die Fischverarbeitung und die Aluminiumverhüttung. Private Haushalte und Wirt-schaftsbetriebe werden mit geothermischer Energie versorgt.

Laugarvegur
Von hier aus ist es nicht weit bis zur Laugarvegur. Aber zuerst einmal holen wir uns bei Braud & Co den leckersten Laugen-Croissant ever.
Die Sonne scheint, es ist Samstag mittag und für isländische Verhältnisse ist es schon richtig warm. Alles ist draussen und geniesst die Sonnenstrahlen - eine schöne Stimmung. 

Die Laugarvegur ist Reykjaviks Shopping-Meile. Große Kaufhäuser und prachtvolle Ladenzeilen gibt es hier nicht - auch keine. Standardgeschäfte wie H&M, C&A und McDonalds. Vielmehr reihen sich bunt angemalte kleine Häuschen, gemüt-liche Kramläden, Restaurants, Cafes, Mode- und Souvenirshops aneinander.

Doch uns ist frisch, da kommt das Kaffibrenslan gerade recht. Bei einer leckeren Chai-Latte tauen wir wieder auf. So ein richtig schönes Café, wie wir es eher in Frankreich vermutet hätten. Da lässt es sich aushalten.

Dann entdecken wir noch eine Bäckerei, die leckeres Brot verkauft. Da können wir nicht nein sagen - wie Gott in Frankreich.......


Street Art -  Einar Jónsson
Und was uns hier auch noch aufgefallen ist: Die Street-Art, die man überall an den Hauswänden entdeckt. Da sollen richtige Kunstwerke dabei sein. 

Uns sind auch die Spielfiguren aufgefallen, die auf manchen Strassenschildern angebracht sind. Warum und weshalb, dazu habe ich leider gar nichts im Netz gefunden...... 

Der Skulpturengarten von Einar Jónsson befindet sich in der Eiriksgata im Einar-Jónsson-Museum neben der Hallgrimskirkja. Einar Jónssons Skulpturen sind monumental. Viele der Skulpturen zeugen von der Auseinandersetzung mit der isländischen Geschichte, aber auch mythologische Themen sind oft vertreten. Eine gewisse Patina ist nicht zu übersehen, denn die Kunstwerke, die der Bildhauer der Stadt schenkte, sind aus dem letzten Jahrhundert.

Na ja, das war jetzt nicht so unseres.......
Die Harpa
Wir fahren nun weiter in Richtung Hafen - die Harpa steht nun auf dem Programm.

Die Harpa ist das 2011 neu eröffnete Opern- und Konzerthaus. Das Gebäude beherbergt sowohl das isländische Sinfonieorchester als auch die isländische Oper und gilt als architektonische Attraktion und neues Wahrzeichen der Hauptstadt.
Harpa bedeutet einerseits Harfe und ist andererseits auch der Name des ersten Sommermonats. Wenn Isländer den Namen Harpa hören, dann schwingt für sie in dem Namen ein positives, hoffnungsvolles Gefühl mit, denn der erste Sommermonat verspricht endlich den Abschied von einem langen, harten Winter.
Der Bau befindet sich direkt an der Grenze zwischen Land und Wasser. Er besteht aus zwei großen quaderförmigen Volumen mit schrägen Kanten, die leicht versetzt zueinander angeordnet sind. Umhüllt wird das Konzerthaus von einer effektvollen Fassade aus Glas und Stahl. Der Künstler Ólafur Elíasson entwickelte zusammen mit den Architekten eine wabenartige Struktur, deren Glaselemente mit einem Spiel aus wechselnden Farben auf Tageslicht und Wetter reagieren sollen.
Für den Entwurf der Harpa ließen sich die Architekten von der besonderen Landschaft und den unterschiedlichen Lichtstimmungen auf der Insel inspirieren. Während sich die Gebäudekubatur an der schroff abfallenden Felsenküste orientiert, nimmt die Gestaltung der Fassade die typischen Basaltformen der isländischen Vulkanlandschaft auf. So setzte Elíasson die zur Stadt orientierte Südseite des Baus aus mehr als 1.000 zwölfseitigen Glasmodulen zusammen, die in einen Stahlrahmen eingefasst sind.


Und innen sieht das alles auch sehr sehr interessant aus.

Skulptur Sonnenfahrt
Und dann laufen wir weiter zur Skulptur Sonnenfahrt/Sun Voyager

Die Skulptur Sonnenfahrt des Künstlers Jón Gunnar Árnason wurde im Jahr 1986 aus Edelstahl gefertigt. Das Werk stellt ein Wikingerschiff dar und gehört inzwischen zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Wikinger Ingolfur Arnarson soll hier in der Bucht von Reykjavik als erster dauerhafter Siedler Islands seinen Hof errichtet haben.

Der Versuch, die Skulptur mal ohne andere Touris zu fotografieren, scheitert kläglich. Kaum ist die eine Reisegruppe weg, schon fährt der nächste Bus mit der nächsten Ladung Touristen vor. Dann müssen erst einmal alle zusammen vor der Skulptur fotografiert werden, was immer mit viel Trara passiert. Danach sind die Einzelfotos dran - Bei 30 - 50 Touris pro Bus und nur 10 Minuten Zeit, kann man sich den Stress vorstellen, der dann kurz mal herrscht. Da werden dann auch schon mal die Ellenbogen ausgefahren. (Im Bild sind nur die ersten Touris zu sehen, die bereits aus dem Bus herausgestürzt sind - bedeutet das ja ein paar Sekunden mehr Fotografiezeit )
Wir sind dann laut schimpfend weggelaufen, hatten schon wieder die Schnauze voll von den ganzen Touris. Dann kam uns ein Mann - der Busfahrer der Meute wie wir später bemerkt haben - hinterhergelaufen und hat uns angeboten ein Foto von uns und der Skulptur zu machen, sobald die Meute wieder im Bus sitzt. Das war aber eine nette Geste.

Grotta
Nun wird es aber Zeit für ein spätes Mittagessen. Und weil uns die Fish & Chips das letzte Mal im Kaffivagninn so gut geschmeckt haben, fahren wir dort nochmals hin. Jetzt haben wir aber glaube ich genug Fish & Chips für die nächsten Jahre gegessen. Trotzdem immer wieder "saulecker". 

Obwohl die Luft irgendwie raus ist bei uns, möchte ich noch gerne nach Grotta zum Leuchtturm fahren. Das ist gleich um die Ecke. Man kommt aber nur rüber zum Leuchtturm, wenn man über die Steine klettert. Nö, da haben wir jetzt keine Lust dazu. Und hier ist es richtig richtig windig, obwohl die Sonne scheint.
Grótta ist eine kleine (Halb-)Insel im Westen von Seltjarnarnes, die nur bei Ebbe erreichbar ist. Auf ihr steht der weithin sichtbare Leuchtturm, der vor allem in den Sommernächten, wenn die Sonne nur sehr kurz verschwindet, als populäres Fotomotiv dient. Der Küstenstreifen im Nachbarort Reykjavíks ist aber auch ein beliebter Ort für einen Spaziergang am Strand oder eine Runde Jogging.

Und hier kommen (noch) keine Reisebusse her.

Wir geniessen die Ruhe und machen uns dann wieder auf in Richtung Campground.

Campground in Reykjavik
Der Campground liegt noch fast in der Stadt neben einem grossen Schwimmbad mit Hot Pot. Natürlich ist das auch nichts anderes wie eine grosse Wiese mit Stromanschluss. Aber die Einrichtungen, die es für Camper gibt, haben uns schon gut gefallen: Ein grosser Aufenthaltsraum mit PCs, Fernseher, Tischen und einer kleinen Bücherecke. Eine Gemeinschaftsküche, wo auch die übrigen Lebensmittel gesammelt werden. Draussen eine schöne Terrasse mit Sitzgelegenheiten und einem Grill. Die Sanitärhäuschen waren ziemlich neu und sauber und es gab natürlich auch eine Laundry. Hier kann man es auch als Camper mit dem Zelt aushalten. Und die Campground-Katze hat in der Damentoilette ihre kleine Kuschelecke.

Morgen abend geben wir ja den Camper schon zurück. Wir nutzen das schöne Wetter und fangen schon einmal an, etwas auf- und umzuräumen. Und – ganz wichtig - wir müssen ja auch schon alles umräumen für unsere morgige "Vulkan-Tour". 

Gegen Abend sitzen wir doch leicht wehmütig in unserem Camper, ist es doch die letzte Nacht in der Kuschelecke. Morgen nach der Vulkan-Tour fahren wir in Richtung Flughafen und geben den Camper bereits zurück. Heute gibt es das leckere Baguette, das wir gekauft haben, dazu unsere Reste an Wurst, Käse, Naschzeug und auch noch das ein oder andere Glas Wein dazu.

Auch heute könnte man Polarlichter sehen und wir schauen auch immer wieder mal nach. Aber hier in der Stadt ist es einfach zu hell dazu. Da hätten wir in Grotta bleiben müssen. Doch wir haben keine Lust, jetzt nochmals loszufahren. Die letzte Nacht wird wohl eh nicht zu toppen sein.
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