2023 - Frankreich und Spanien

Roadtrip: Frankreich und Nordspanien
15.09. - 08.10.2023

Schon im letzten Urlaub war uns klar, dass wir nochmals nach Nordspanien "müssen", weil wir vor allem das ganze Thema Wein ausgelassen haben - das mussten wir also unbedingt nachholen. Und da nach dem Urlaub ja bekanntlich vor dem Urlaub ist, haben wir auch gleich mit der Planung angefangen.

Das letze Mal habe ich mich ja echt schwer getan mit der Planung, das war dieses Mal ganz anders: Recht schnell war klar, dass ein paar Tage Dordogne/Périgord dabei sein sollten. Saint-Jean-Pied-de-Port und Lumbier musste ich letztes Jahr ja wegen Zeitmangel wieder "rausschmeissen" - dieses Mal lag es ja schon fast auf dem Weg. Olite war ein richtig guter Tipp von einem Arbeitskollegen von Hansi, mit Logrono hatten wir noch eine Rechnung offen und so ein bisschen Küste wollte ich zum Abschluss auch noch drin haben. In Facebook hat es immer so schöne Fotos von Saint-Jean-de-Luz drin - somit war das auch geklärt - und "Le petit train de la Rhune" ist im Frühjahr wegen Instandsetzungsarbeiten noch nicht unterwegs gewesen. Auch der hat jetzt wieder super in die Runde gepasst. Im Frühjahr haben wir ja den Espelette-Piment entdeckt und das Örtchen dazu lag praktisch auf dem Weg dieses Mal.

Voilà - fertig war die grobe Route. Eigentlich habe ich noch an Santander gedacht, das gerade als neuer "Insidertipp" gehandelt wird, doch hat sich mir nicht erschlossen, warum. Somit war Burgos also unser "Umkehrpunkt". Die restlichen Tage noch mit Weingütern und Besichtigungen gefüllt und schon war sie fertig unsere diesjährige Route. Und hier schon mal ein Überblick über den Routenverlauf.

Ach so: Dieses Mal hatten wir "nur" 3 Wochen Zeit.

Ein Start mit Hindernissen
14./15.09.2023

Donnerstag, 14.09.2023 - ein Start mit Hindernissen I

Wie immer wollen wir schon am Vortag der Abreise Amigo holen und dann bei Hansi auf der Arbeit in aller Ruhe alles einräumen. Dort lassen wir Amigo dann auch stehen und müssen ihn dann Freitag mittag nur noch schnell holen. Aber......
Bei der Hinfahrt zum Standplatz von Amigo hatten wir einige Befürchtungen, dass unser Auto unterwegs stehen bleiben könnte - es hat seltsame Geräusche von sich gegeben. Doch wir sind gut angekommen.
Für die Rückfahrt sollte ich mit dem Auto voraus fahren, so dass Hansi mit Amigo hinter mir wäre, sollte was mit dem Auto sein. Doch es kam dann ganz anders.....
Ich fahre also voraus und wundere mich, wo Hansi denn bleibt. Im Rückspiegel sehe ich, dass er an der Seite steht und das Warnblinklicht anhat.
Was ist denn da los ist? Ich drehe also um und fahre zurück. Amigo nimmt kein Gas mehr an, das ESP leuchtet und die Meldung "Hill holder nicht verfügbar" erscheint. Irgendwann kullert dann noch ein Teil unter dem Bremspedal heraus - gar nicht gut!
Tja, das ist dann wohl ein Fall für den ADAC. Während wir auf den Abschlepper warten, recherchieren wir schon mal ein bisschen, was es sein könnte. Von Motor kaputt (bitte nicht) bis kaputter Bremslichtschalter (hört sich schon besser an) könnte es alles sein. Am wahrscheinlichsten scheint aber der Bremslichtschalter - das könnte nämlich das Teil sein, das rausgekullert ist und - ein weiteres Indiz - die Bremslichter funktionieren nicht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt dann der Abschleppwagen. Da Hansi noch langsam mit Notgas fahren kann, beschliessen wir, dass ich zur nächsten Fiat Professional Werkstatt voraus fahre (für den Fall, dass ich auch noch liegenbleibe), dass dann Hansi mit Warnblinkanlage folgt und den Abschluss macht der Abschlepper mit Gelblicht. Das wäre also geschafft.
Nach der Aktion haben wir uns daheim erst einmal einen Schnaps verdient. Ob wir morgen losfahren können?
 Freitag, 15.09.2023 - Ein Start mit Hindernissen II

Wir haben unruhig geschlafen. Hansi ist dann gleich morgens um 7.30 Uhr zur Werkstatt gefahren, um mit den Mechanikern vor Ort die Lage zu klären. Es ist eine eher kleinere Werkstatt und alle haben Verständnis für unsere Situation, so dass man sich gleich um Amigo kümmert: Erst wird also mal der Speicher ausgelesen und dann wird tatsächlich der Bremslichtschalter ausgetauscht - zum Glück haben sie den auf Lager gehabt. Um 9 Uhr dann die Meldung von Hansi: Amigo ist fahrbereit. Wie waren wir erleichtert - wir können tatsächlich nachher wie geplant losfahren.

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Die Anreise
15.09. - 16.09.2023

Freitag, 15.09.2023 - die Anreise I
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erleichtert wir waren, dass Amigo so schnell wieder fahrtüchtig war. Punkt 12 Uhr habe ich den Rechner heruntergefahren und dann konnten wir tatsächlich schon losfahren. Also erst mal wieder zum Standplatz von Amigo, dann mussten wir ja erst einmal alles mehr oder weniger schön ein- und umräumen und die Räder mussten wir auch noch festschnallen - das wollten wir ja eigentlich gestern schon alles erledigen. Egal, Hauptsache wir können überhaupt losfahren. Wir sind so happy.
Unser erstes Zwischenziel ist wie schon im Frühjahr der "Eurocamping Sand" bei Appenweier. Laut Google beträgt die Fahrzeit etwa 2 Stunden - nach 4 Stunden waren wir endlich da: egal, geschafft.
Schnell werden noch die letzten Dinge ein- und umgeräumt und dann kann der Urlaub tatsächlich beginnen. Gestartet wird mit einem leckeren Flamkuchen und einem guten spanischen Wein - noch aus unserem Vorrat - dazu.
zum Campingplatz
 Samstag, 16.09.2023 - die Anreise II

Nach einem schnellen Frühstück heisst es wieder "en route". Wir haben Irgendwo im Nirgendwo zwischen Chalon-sur-Saône und Vichy in der Bourgogne den Campingplatz "Camping du Lac de Palinges" reserviert. Für die 440 km benötigen wir knapp 5 Stunden. Auf der französischen Seite haben wir kaum noch Verkehr. Da es noch früh am nachmittag ist, gehen wir noch die ersten Kleinigkeiten einkaufen. Uns kommt das "Industriegebiet" bekannt vor - haben wir da im Frühjahr vielleicht auch schon eingekauft und getankt? Wir werden es wohl nie erfahren......
Schon auf der Homepage habe ich gelesen, dass die "Spezialität" des Platzes Charolais Rind auf dem heissen Stein ist. Wir fragen einfach mal nach, ob es noch angeboten wird und siehe da, wir haben Glück. Heute bieten sie das letzte Mal das Menü an. Natürlich reservieren wir uns gleich zwei Plätze für heute abend.
Während Hansi noch ein bisschen Augenpflege betreibt, mache ich eine ausgiebige Campingplatzrunde. Der Platz gefällt mir, die Gegend auch. Hier könnte man nochmals herkommen - irgendwann einmal.
Und dann ist es auch schon Zeit, zum Essen zu gehen. Wir bestellen noch eine Flasche Wein dazu und geniessen den Abend und das Essen in vollen Zügen. Insgesamt haben wir 70 Euro bezahlt - da kann man sich nicht beschweren.
Das ist ein guter Start in den Urlaub, auch wenn das Wetter heute nicht so der Hit war.
zum Campingplatz

  Lascaux-Montignac
17.09. - 19.09.2023

Sonntag, 17.09.2023 - Lascaux-Montignac

Da der heutige Fahrtag überschaubar ist - 360 km mit etwa 4 Stunden können wir uns etwas Zeit lassen: Am Platz wird kein Baguette angeboten, also mache ich mich auf den Weg ins Dorf zum Bäcker - das ist so ein richtig typisch verschlafenes französisches Örtchen zum Verlieben. Und zur Feier des Tages gibt es sogar ein Croissant.
Dann heisst es aber Abschied nehmen von dem schönen Ort und wieder heisst es "en route".
Und auch dieses Mal geht es wieder über die A79 mit der "Péage flux libre". Dieses Mal konnten wir aber bei der Ausfahrt direkt vor Ort bezahlen.
Auf der Autoroute geht es durch die Auvergne und dann verlassen wir die Autobahn und fahren zu unserem heutigen Ziel: nach Lascaux-Montignac in der Dordogne.
Wir haben im Camping "Le Moulin du Bleufond" reserviert - was auch gut war - und können uns einen Platz aussuchen (och ne, das mögen wir irgendwie so gar nicht) und entscheiden uns mal wieder für ein Plätzchen an einem kleinen Teich mit viel Platz um uns herum. Jetzt sind wir richtig im Urlaub angekommen.
Für das Restaurant muss man in der Nachsaison vorher reservieren. Aber die Karte macht uns so gar nicht an, deshalb bleiben wir im "Resto Amigo" und es gibt schnelle Nudeln mit fertiger Tomatensauce - immer lecker!
zum Campingplatz

Die Dordogne oder das Périgord


Das Périgord ist gleichbedeutend mit dem Département Dordogne. Es liegt im Südwesten des Landes, in der Region Nouvelle-Aquitaine und das Département Dordogne ist benannt nach dem gleichnamigen Fluss. 

Die Region punktet mit idyllischen Naturlandschaften und Märchenschlössern. Die vielen Schlösser in der Dordogne haben der Region den Beinamen »Land der 1000 Schlösser« eingebracht.  Darüberhinaus sind die märchenhaft schönen Dörfer in der Region eines der größten Pfunde, mit denen Dordogne-Périgord wuchert. Manch einer sagt gar, es handele sich um die schönsten Dörfer Frankreichs!

Die Region ist aber auch reich an Ausgrabungsstätten und prähistorischen Höhlen - so wurden 15 von ihnen ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Besonders sehenswert sind die Höhlenmalereien von Lascaux.

Der Region eilt aber auch ihr Ruf als Destination für Genießer voraus - die lokale Küche bezeichnet man wohl am besten als "traditionell". Sie zeugt von französischer Lebenskunst gepaart mit hohen Qualitätsansprüchen. Bei den Spezialitäten der Region, wie etwa Gerichte mit Ente oder Gans (darunter die berühmte Foie Gras), Trüffeln aus dem Périgord, Nüssen oder den Weinen des Bergerac (Pécharmant oder Monzillac) schlagen die Herzen der Feinschmecker höher.

Und das Périgord ist die Heimat von Commisaire Brunot. Der Polizist Bruno Courrèges ermittelt als „Chef de Police“ seit 2008 in der Krimi-Reihe von Martin Walker. In den Fällen greift der Autor regionale Themen und politische Geschehnisse auf. Da der Dorfpolizist Bruno leidenschaftlicher Koch ist, fließt viel der französischen Küche in die Bücher ein und lockert die spannenden Kriminalfälle rund um Mord, Raub, Betrug und Tierquälerei auf.

 Montag, 18.09.2023 - Die Höhle von Lascaux

Heute früh haben wir alle Zeit der Welt. Hier gibt es - gutes - Baguette und so frühstücken wir erst einmal ganz gemütlich und geniessen unseren ersten richtigen Urlaubstag.
Ich habe schon daheim online Karten für die Besichtigung von Lascaux IV - genauer: Internationales Zentrum für Höhlenkunst Lascaux IV gekauft und zwar eine Audio-Guide-Tour um 12.30 Uhr.
Mit dem Bike sind wir in 10 Minuten dort - viel zu früh. Wir setzen uns also noch etwas in die Sonne und warten bis wir dran sind. Wir haben mit einem richtig gehenden Besucherandrang gerechnet. Aber die Parkplätze sind nur halb belegt und es sind nicht wirklich viele Besucher vor Ort. Auch waren wir etwas enttäuscht von dem schlichten Eingang zum "Museum" (der wird immer hochgelobt - wir haben ihn noch nicht mal fotografiert).
Obwohl wir früher da sind und obwohl es bei der vorherigen Tour eher wenig Teilnehmer gegeben hat, dürfen wir nicht früher rein. Das hat uns schon genervt. Dann waren wir endlich dran. Wir haben unseren Audioguide bekommen und eine kurze Anleitung wie er funktioniert - das Gerät erkennt automatisch, wo man sich gerade befindet und erzählt dann die Geschichte dazu.
Noch ein paar Worte zum Audioguide: Den musste man sich wie einen Kopfhörer auf den Kopf setzen. Da aber sowohl Hansi als auch ich unsere Brillen, wenn wir sie gerade nicht brauchen, auf dem Kopf haben, ist das Handling mehr wie umständlich. Brille auf dem Kopf, um etwa die Broschüre zu lesen oder den Audioguide zu bedienen und gleichzeitig den Kopfhörer zu nutzen ging gar nicht. In den Händen hatten wir ja auch immer das Smartphone zum Fotografieren..... . Einfach nur schlecht gemacht.

Internationales Zentrum für Höhlenkunst Lascaux IV

Die Höhle von Lascaux gilt als „Sixtinische Kapelle der Höhenmalerei“ und zählt zu den bedeutendsten Fundstätten prähistorischer Zeit. Als vier Jugendliche sich am 12. September 1940 in der Nähe von Montignac in ein Erdloch hinabließen, weil sie ihren vermissten Hund suchten, ahnten sie nicht, was sie dort finden würden: die besterhaltenen prähistorischen Malereien Europas. Mehr als 2000 Figuren und Zeichen sind hier auf beiden Seiten eines nur 150 Meter langen schmalen Höhlenganges entstanden. Neueste Untersuchungen weisen darauf hin, dass ihre Entstehung bis zu 19.000 Jahre vor Christus zurückreicht. Die Bilder zeigen vor allem Tiere wie Auerochsen, Wisente, Hirsche und Pferde in einem ganz eigenwilligen Stil, aber teils auch menschliche Figuren – so sieht man etwa im „Apsis“ genannten Höhlenbereich einen Menschen, der von einem verletzten Wisent angegriffen wird. Je nach Untergrund gemalt oder geritzt, verströmen die gelben, roten, braunen und schwarzen Farbtöne dieser uralten Abbildungen eine eigentümliche und unverwechselbare Atmosphäre.

Vierzehn Jahre lang, von 1949 bis 1963, war die Original-Höhle für Besucher geöffnet. Dann aber stellte sich heraus, dass die Besuchermassen den Kunstwerken zusetzte – die Höhle wurde anschließend geschlossen.


In der Folgezeit entschied man sich dazu, die Höhle originalgetreu nachzubauen. Lascaux IV präsentiert der Öffentlichkeit Kopien sämtlicher Kunstwerke aus der Höhle. Hierfür wurden die Höhlensysteme in ihrer Oberflächenstruktur millimetergenau dreidimensional als etwa 2 cm dicke Schale nachgebildet und farblich an das Original angepasst. Entsprechend der Original-Höhle wird die Raumtemperatur in einigen Bereichen des Museums auf +14 °C gehalten. Im Museum integriert ist die begehbare Nachbildung des nahezu kompletten Höhlensystems. Darüber hinaus enthält das Museum auch – einzeln zugänglich – nochmals alle wesentlichen Passagen mit künstlerischen Darstellungen.

Seit Ende 2016 ist es in dem Internationalen Zentrum für Höhlenkunst nun möglich, die komplette Reproduktion der Höhle zu bestaunen.

Mit dem Audioguide am Ohr kann man alle Geheimnisse von Lascaux entdecken und ihre Malereien, Gravuren und ihre Verbindung zur zeitgenössischen Kunst besser verstehen. Außerdem hat man die Gelegenheit, in dem 3D-Kino die Höhle bis ins kleinste Detail zu erforschen.


Montag, 18.09.2023 - Lascaux-Montignac

Als erstes müssen/dürfen wir einen kurzen Film anschauen, der uns in die Zeit von Säbelzahntigern & Co zurückversetzen soll. Der Film war aber viel zu kurz und grottenschlecht und langweilig gemacht. Dann ging es erst einmal aufs Dach des Gebäudes, um die Aussicht zu geniessen und erst danach ging es in die eigentliche Höhle. Wir wurden darauf hingewiesen, nicht zu schnell zu laufen, damit wir alle Geschichten mitbekommen.
Und jetzt muss ich gestehen: Wir sind eh nicht so die Fans von so Höhenmalereien. Wenn man dann aber noch weiss, dass das alles nachgemacht ist und das Museum es auch nicht fertiggebracht hat, im Vorfeld zu erklären, warum auch der Nachbau der Schauhöhle etwas ganz Besonderes ist und was für eine Leistung die Wissenschaftler da vollbracht haben, dann sind das halt irgendwelche Zeichnungen an der Wand. Und dann nach etwa 45 Minuten waren wir durch und total enttäuscht (nicht nur wir). Ok, im Anschluss gab es noch Filme dazu (aber halt erst danach) und irgendwelche 3D-Animationen. Aber für uns war das einfach der grösste Nepp unserer diesjährigen Tour. Gekostet hat der Spass 22 Euro/Person.
Geärgert habe ich mich auch deshalb, weil ich lange überlegt habe, ob wir Lascaux überhaupt besichtigen sollen oder nicht (eben weil wir uns bei Höhlenmalereien eher langweilen). Doch wollten wir "einer der bedeutendsten Fundstätten prähistorischer Zeit" eine Chance geben. Hat leider nicht geklappt.
 Montag, 18.09.2023 - Der Ort Montignac

In der Höhle war es - natürlich - frisch, so dass wir froh sind, wieder in die Sonne zu kommen. Wir fahren nun mit den Bikes weiter bis zum Ort Montignac.
Montignac ist ein charmanter Ort, der für die berühmten Höhlen von Lascaux bekannt ist. Eine Tour durch seine mittelalterlichen Straßen ermöglicht die Entdeckung seines Kulturerbes vom 16. bis 18. Jahrhundert.
Am Place Tourny schliessen wir unsere Räder an und gehen zu Fuss weiter. Erst an der Vezère entlang, dann über die Pont de Montignac. Hier ist im Sommer die Tour de Femme - das Pendant zur Tour de France für die Frauen - durchgekommen und der Ort hat sich dafür herausgeputzt. Dannnehmen wir den kleinen Fussweg der Rue du Jardin mit tollem Blick auf das Dörfchen bis zur Rue de la Liberté und dann geht es auch schon wieder zurück zur Vezère und über die Brücke. Wir folgen dem Geruch der Creperie, doch sind wir zu spät dran. Also wird es "nur" ein sehr leckeres Eis.
Wir beschliessen genug Kultur abbekommen zu haben und fahren zurück zum Campground. Abends gibt es dann das erste Mal Gambas à la Hansi. Lecker.

Château de Castelnaud
19.09.2023

  Dienstag, 19.09.2023 - Château de Castelnaud

Heute geht es schon wieder weiter. Doch wir können uns Zeit lassen, weil wir nur etwa 50 Kilometer zu fahren haben, die es allerdings in sich haben. Doch fangen wir erst mal von vorne an.
Zuerst gehen wir nämlich einkaufen. Und da es der erste richtige Einkauf ist, wird das natürlich ein Grosseinkauf. Während wir im Frühjahr gar nicht mehr wussten, wo wir all unsere "Schätze" unterbringen sollen, waren wir dieses Mal echt gut. Nur ein bisschen Wurst, ein bisschen Käse (na ja 5 Stück wurden es dann doch), etwas Obst und Gemüse, Fleisch und Gambas und natürlich Crémant. Letztes Jahr haben wir ja auch viel mit Supermarkt-Wein herumexperimentiert und "Lehrgeld" bezahlt. Dieses Jahr haben wir unseren leckeren Schlauchwein dabei - der lässt sich auch viel besser unterbringen - und in vier Tagen werden wir unser erstes Weingut besuchen. Dort wird dann Nachschub gekauft. Hat sich super bewährt.
Und nun geht es weiter zum Château de Castelnaud. Wir nehmen die D6, die sich idyllisch durch das Périgord schlängelt. Wenn ein anderes Auto entgegenkommt, ist kaum Platz vorhanden, um aneinander vorbeizukommen. Wir brauchen ewig, aber die Landschaft scheint echt unberührt. Und wir vermuten überall das Haus von Bruno, dem Chef de police aus den Romanen von Martin Walker. Hier gibt es hinter fast jeder Biegung ein Château, eine Höhle oder eine Farm, wo man leckere regionale Produkte kaufen kann.
Dann sind wir da. Anfangs hatten wir ein bisschen Angst, dass wir keinen Parkplatz bekommen würden, doch das war völlig unbegründet. Es hat noch jede Menge freie Parkplätze zur Verfügung.

Château de Castelnaud

Die imposante Burg von Castelnaud ist die am meisten besuchte Burg im Süden Frankreichs. Vom kleinen Ort Castelnaud-la-Chapelle zu ihren Füßen schlängeln sich malerische schmale Gassen hinauf zur Burg.

Die Burg Castelnaud beherbergt heute ein Museum der mittelalterlichen Kriegsführung. Auf dem Außengelände können Belagerungsmaschinen aller Art in Originalgröße besichtigt werden, zum Beispiel Katapult, Steinschleuder, Rammbock und Kanonen. Im Inneren wurde eine riesige stationäre Armbrust rekonstruiert, mit der früher bis zu 300 Meter weit geschossen werden konnte. 

Die Ausstellung zeigt außerdem mittelalterliche Waffen und Rüstungen. Zur Sammlung der Burg gehört Mobiliar unterschiedlicher Epochen, mit dem die restaurierten Wohnräume eingerichtet sind. Nett gemacht sind verschiedene Videospiele, mit denen das mittelalterliche Leben auf Castelnaud nachempfunden werden kann. Weiter gibt es Filme, Modelle und die Werkstatt eines Rüstungsschmiedes. 

Kaum erwähnt werden muss, dass Turm und Wehrgänge der Burg großartige Ausblicke auf das Tal der Dordogne gewähren. Die Burg von Beynac scheint in Reichweite zu liegen und vor dem geistigen Auge erwachen die Scharmützel zwischen den beiden Burgen wieder zum Leben.


Ein bisschen Geschichte - ganz kurz - muss hier einfach sein:

Die Burg wurde im 12. Jahrhundert gegründet.  Im Jahr 1214 wird sie während des Albigeois-Kreuzzugs von Simon de Monfort eingenommen.  Simon de Montfort ist der Anführer des Kreuzzuges gegen die Albigenser. Er eroberte die Burg im Auftrag des Papstes Innozenz III und führte sie in das Eigentum des französischen Königs Phillips II zurück.

Im Hundertjährigen Krieg galt Castelnaud aufgrund seiner exponierten aber auch gleichzeitig schwer angreifbaren Flusslage als strategisch wichtige Festung und wechselte mehrere Male seinen Besitzer. 1259 war die Anlage Gegenstand des Vertrages von Paris zwischen dem französischen König Ludwig IX. und seinem englischen Rivalen Heinrich III. und ging zusammen mit der Provinz Aquitanien im Tausch gegen die Normandie und Maine sowie andere Lehen in englischen Besitz über. 1442 ordnete der französische König Karl VII. die Belagerung der Burg an, die sich über drei Wochen hinzog und für die Franzosen siegreich endete. Es ging zu ihren Besitzern, den Caumonts, zurück. Von da an ist es mit modernen Verteidigungsgeräten mit Kanonenbooten und Artillerietürmen ausgestattet.

Während der Religionskriege von 1562 bis 1598 wird Castelnaud von Angriffen verschont.

Ende des 16. Jahrhunderts liessen die Caumonts noch einmal umfangreiche Erweiterungsbauten durchführen, doch Castelnaud verlor zunehmend an Bedeutung.

Mit Beginn der Französischen Revolution 1789, wurde Castelnaud geplündert und angezündet. Das Mauerwerk blieb jedoch bis 1832 erhalten, als man beschloss, die Burg als Steinbruch zu nutzen, um Uferbefestigungen der Dordogne zu errichten.

Die mittelalterliche Bausubstanz der Burg wurde 1966 mit großem Aufwand und mit großer historischer und architektonischer Sorgfalt restauriert.

 Dienstag, 19.09.2023 - Château de Castelnaud

Vom Parkplatz aus geht es hinab zum kleinen Ort Castelnaud-la-Chapelle, von wo aus sich  malerische schmale Gassen hinauf zur Burg schlängeln. Der Eintritt kostet knapp 13 Euro - fast ein Schnäppchen im Vergleich zu Lascaux VI. Wir erwarten eigentlich nicht viel von der Besichtigung. Waffen interessieren uns nicht wirklich und wir wollen einfach nur mal wieder eine Burg besichtigen und die schöne Aussicht geniessen.
Doch die Ausstellung ist so toll gemacht, dass wir uns sogar für die ein oder andere Waffe und die Geschichte der Burg interessieren. Es gibt keinen Audioguide, sondern eine Broschüre in verschiedenen Sprachen. Und immer wieder gibt es Monitore oder einen kleinen Raum wo sehr gute und interessante Filme zu den einzelnen Themen gezeigt werden. Plötzlich fühlt man sich so richtig in die Zeit des 100-jährigen Krieges zurückversetzt. Tja, da kann sich Lascaux VI ein Stück abschneiden.
Wir wandeln also durch die Burg, laufen unzählige steile Treppen hoch und runter und sind fasziniert von der toll gemachten Ausstellung, geniessen natürlich die Aussicht auf das Tal der Dordogne und die Burg Beynac auf der gegenüberliegenden Seite (lange haben sich  Beynac und Castelnaud ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert bei der Frage: welche Burg schauen wir an?).

La Roque-Gageac
19.09. - 21.09.2023

La Roque-Gageac

Das winzige Dörfchen La Roque-Gageac zählt nicht nur ganz offiziell zu den "Les plus beaux villages de France", also zu den hübschesten Dörfern des Landes, sondern liegt auch direkt am Ufer der Dordogne an einem der malerischsten Abschnitte des Dordogne-Tals. Es ist geradezu verrückt, wie sich die Häuser in einer schmalen Linie entlang des Flusses zwischen das Ufer und der gleich dahinter steil aufragenden Felswand klemmen.

Etwas erhöht liegt die kleine Dorfkirche, von deren Vorplatz aus man einen sehr, sehr schönen Blick auf das Gesamt-Ensemble von La Roque-Gageac erhaschen kann, und die von einem wunderschönen exotischen Garten, dem Jardin Exotique, umschmeichelt wird. Am Ende des Dörfchens thront auch noch das historische Schloss La Malartrie zwischen dem dichten Grün der umliegenden Hänge.


Das Fort Troglodytique

Das in den Felsen gebaute Fort war eine ausgeklügelte Verteidigungsanlage. Die Festung war eine der ältesten Festungen der Welt und wurde von einem Graben, einem K.O.-Schlag, einem Wehrgang, Bogenschützen, Schießscharten und Kanonenschächten umgeben.

Hinauf zum Fort führt eine hölzerne Treppe an der Felswand. Am Ende des Aufstiegs kann man Überreste des Verteidigungssystems entdecken, darunter Kanonenschächte und Schießscharten. Erst in der Renaissance wichen sie richtigne Fenstern.

Oben angekommen, eröffnet sich von der Höhenfestung ein 180-Grad-Panorama über die Schleifen der Dordogne und die Steinhäuser von La Roque-Gageac. Seit Sommer 2021 präsentiert ein Video eine 3D-Rekonstruktion der Festung von La Roque-Gageac im Mittelalter.


 Mittwoch, 20.09.2023 - La Roque-Gageac

Wir haben es heute überhaupt nicht eilig. Und obwohl es auch heute früh recht frisch ist, frühstücken wir - natürlich - draussen - mit Blick auf die Dordogne. Und dann hören wir sie wieder - die Heissluftballons. Was für ein schöner Start in den Tag.
Mittags fahren wir dann los nach La Roque-Gageac und zum Fort. Die Bikes lassen wir auf dem Parkplatz und dann schlendern wir durch die engen Gässchen hoch zum Fort Troglodytique. Der Eintritt kostet 7 Euro und dann steigen wir erst einmal die luftige Holztreppe nach oben - nicht gerade nach meinem Geschmack, aber was macht man nicht alles für eine schöne Aussicht. Auch hier gibt es einen schönen und interessanten Film, der das Fort zu der damaligen Zeit und die Angriffe, denen es ausgesetzt war, zeigt. Toll und interessant gemacht. Und natürlich geniessen wir die Aussicht.
Zurück zum Fluss geht es dann durch den Jardin exotique. An der Strasse entlang kommen wir wieder zu unseren Bikes. Unterwegs können wir aber der Versuchung nicht widerstehen: Wir gehen in eines der Delikatessengeschäfte und kaufen uns ein paar Dosen paté, foie gras und confit de canard. Ein Rotwein aus der Region muss natürlich auch noch mit. Jetzt wird es aber schwierig all unsere "Schätze" mit dem Bike nachhause zu bringen. Wir haben heute keine Rucksäcke dabei.
Den nachmittag verbringen wir mit lesen, chillen und geniessen. Und ich nutze die Laundry - da hat sich einiges angesammelt.
Abends fahren dann auch wieder die Heissluftballone am Himmel. Doch die Thermik ist suboptimal und sie haben Probleme an Höhe zu gewinnen. Aber einfach schön.
Der Platz hat uns ja auf Anhieb gefallen und war mit der schönste Platz unserer ganzen Tour. Warum? Die Lage, die Atmosphäre, die Stellplätze - er hatte einfach das gewisse Etwas.
Abends sitzen wir wieder ewig draussen und geniessen den richtig lauen Abend. Für die nächsten zwei Tage ist Regen angesagt - für den ganzen Süden. Ich glaube wir wären sonst noch ein paar Tage hiergeblieben.

Saint-Jean-Pied-de-Port
21.09. - 23.09.2023

Donnerstag, 21.09.2023 - Saint-Jean-Pied-de-Port

Wir müssen uns heute früh etwas beeilen: Zum Einen habe ich Geburtstag und zum Anderen haben wir heute Fahrtag. 
Wie immer gehe ich duschen und als ich zurückkomme erlebe ich eine Überraschung: Hansi hat einen Geburtstagstisch gedeckt.
Dazu gibt es eine Vorgeschichte: Meine Schwester hat mir schon bevor wir losgefahren sind, ein riesengrosses Paket geschickt. Das können wir aber ganz sicher nicht mitnehmen. Siehe hier. Hansi durfte dann "umpacken" und das war wohl alles im Paket drin. Was für eine schöne Idee.
Ich natürlich erst einmal den Tisch bewundert und ausgepackt. Oh, my god - ein Kuschelcape, genau richtig für kalte Tage. Und das habe ich im Urlaub doch das ein oder andere Mal gebraucht.
Wir sind gut in der Zeit, bis wir von den Campern gegenüber angesprochen werden: Doro und Kurt (und ihr Hund Ella). Wir kommen ins Gespräch über unsere Camper und sind uns auf Anhieb sympatisch. Gerne hätten wir mit den beiden einen Abend auf dem Campingplatz verbracht. Aber wir wollen ja weiter und hoffen, dass wir mit den beiden in Kontakt bleiben werden.
Bis zu unserem nächsten Stopp sind es zwar nur 380 Kilometer, aber wir fahren über die Hälfte der Strecke auf kleinen D-Strässchen und das zieht sich....... . Letztendlich brauchen wir fast 5 Stunden. Doch dann haben wir es geschafft, wir sind in Saint-Jean-Pied-de-Port. "Pied de Port" heisst so viel wie "am Fusse des Passes" und hier startet normalerweise der Jakobsweg.
Der "Camping municipal Plaza Berri" wird von der Gemeinde betrieben und ist nicht reservierbar. Wir finden noch einen Platz auf der nassen Wiese und sind froh, dass wir zwischen zwei Regenschauern alles herrichten können. Hier hat es auch einige Pilger, die mit dem Zelt unterwegs sind. Die Armen.
Am späten nachmittag hört es auf zu regnen und wir laufen ein bisschen durch die Gassen der Altstadt. Hier herrscht ein reges Treiben:  Neben den Pilgern, die hier den Jakobsweg starten, gibt es hier auch jede Menge Touristen. Aber um diese Uhrzeit haben die meisten Restaurants noch geschlossen. Wir finden aber doch noch eines, das zeitnah öffnet. Dort essen wir eine Kleinigkeit und freuen uns schon auf unseren Kuschelcamper.
zum Campingplatz

Saint-Jean-Pied-de-Port

Sein geschlossenes Stadtbild mit den mittelalterlichen Gassen rund um die Kirche Notre-Dame-du-Boût-du Pont, deren Glockenturm zugleich Stadttor an der Brücke über die Nive de Béréhobie ist, machen Saint-Jean-Pied-de-Port zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs. 2015 wurde es als 154. Mitglied in die prestigeträchtige Vereinigung aufgenommen.

Der Jakobsweg ist die beliebteste Pilgerroute. Und verwandelt Saint-Jean-Port-de-Pied von Ostern bis Oktober in ein unglaublich betriebsames Städtchen. Ein Zehntel aller Pilger starten heute so in der ehemaligen Hauptstadt der Basse-Navarre ihren 730 Kilometer langen Weg nach Santiago de Compostela. Fast 60.000 Menschen sind es jedes Jahr. Auch, wer nicht pilgert, hat den Ort meist als Pflichtstopp auf seiner Entdeckungsreise durch das Baskenland fest eingeplant.

Das hat Spuren in der Stadt hinterlassen. In roten Sandstein gehauene Jakobsmuscheln zieren Portale und Giebel, Friese und Fensterstürze. Gelb und blau markiert die Muschel der Pilger-Herbergen, die bereits ab zehn Euro eine einfache Unterkunft im Schlafsaal gewähren.


Die Zitadelle

Für den besten Überblick über Saint-Jean-Pied-de-Port sollte man unbedingt der Rue de la Citadelle hinauf zur Zitadelle folgen.

Die Zitadelle trägt deutlich Vaubans Handschrift. Er hatte den Festungsbau von 1630 im Jahr 1680 vollständig erneuert und verstärkt. Heute birgt der Bau eine Schule. Doch der Weitblick von dort oben lohnt den Aufstieg über Rampe.

 Freitag, 22.09.2023 - Saint-Jean-Pied-de-Port

Für heute ist Regen angesagt, zumindest am nachmittag. Ich mache mich morgens auf den Weg ins Dorf, um Baguette zu holen. Hansi habe ich aber schon gesagt, dass ich wohl noch eine kleine Dorfrunde machen werde.
Der Himmel wechselt fast minütlich von nebelig, zu sonnig und dann wird es wieder trüb. Die meisten Geschäfte haben noch geschlossen, doch die Pilger bevölkern schon das Örtchen. Sie haben heute einen langen Marsch vor sich.
Zuerst folge ich der Rue d'Espagne, wo es einen Laden gibt, in dem echte Espadrilles hergestellt und verkauft werden und die obligatorische Baskenmütze darf hier natürlich auch nicht fehlen. Ich überquere die Pont Notre-Dame und betrete die Altstadt durch die Port Notre-Dame. Nun folge ich der Rue de la Citadelle bis zum Ende und lande dann schliesslich auf der Citadelle mit dem schönen Blick auf das Dorf und die baskische Landschaft. Und ich habe Glück: Die Sonne kommt etwas durch.
Den Chemin de la Ronde lasse ich aus, weil der Weg durch den Regen matschig und rutschig geworden ist und ich dafür auch nicht die richtigen Schuhe anhabe.
Langsam schlendere ich dann wieder zurück zum Campingplatz und zu Hansi, der schon hungrig auf mich gewartet hat.
Wie angekündigt, fängt es ab mittags immer wieder zu regnen an. Wir bleiben im Camper, geniessen die kleine Auszeit, lesen, relaxen, schlafen und lassen uns die gute Laune nicht verderben. Wissen wir doch, dass morgen die Sonne wieder herauskommen soll.

Lumbier
23.09. - 25.09.2023

Samstag, 23.09.2023 - Lumbier

Auch heute früh hole ich beim Bäcker Baguette, verzichte aber auf eine weitere Dorfbesichtigung. Wir frühstücken ausgiebig und packen dann unsere sieben Sachen zusammen. Die Sonne zeigt sich noch nicht, aber es regnet wenigstens auch nicht.
Bevor es losgeht, fahren wir nochmals zum Einkaufen und dann heisst es "en route". Die Strasse schlängelt sich über 25 km 800 Höhenmeter kurvig hinauf in die Pyrenäen. Und es heisst auch "Au revoir France" und "Buenos días España".
Der erste interessante Stopp ist die Anhöhe des Ibañeta-Passes . Hier trotzt die Wegkapelle San Salvador Wind und Wetter.
Roncesvalles ist ein keines Nest aus nur 20 Einwohnern. Aber hier ist die ganze Welt zuhause. Das ist das erste Etappenziel des Pilgerweges. Die Pilger folgen dabei den Spuren von Karl dem Großen. Im Jahr 778 hatte er über den Ibañeta-Pass auf 1.057 Meter Höhe bei seinem Feldzug Spanien erreicht. Kälter als dort droben auf der Passhöhe wird es auf dem gesamten Jakobsweg nicht.
Noch ist alles nebelig, doch die nächsten Kilometer zeigt sich dann endlich die Sonne.
Wir haben heute Zeit und fahren deshalb die NA 1720, die sich durch eine schöne Landschaft schlängelt. So vermeiden wir es durch/über Pamplona fahren zu müssen. Trotzdem sind wir nach knapp 2 Stunden schon am Ziel, in Lumbier.
Wir haben auf dem "Camping Iturbero" reserviert (haben wir das wirklich? Als Antwort auf meine Anfragen kam immer nur ein "si"). Es ist niemand an der Rezeption, so fahren wir einfach rein und suchen uns einen Platz. Die Sonne scheint, wir können draussen sitzen und wir bereiten erst einmal alles für ein Vesper vor.
An der Zufahrt zum Campingplatz gibt es ein Weingut, die "Bodegas Azpea". Hier werden Degustationsmenüs angeboten - 4 Gänge mit einem entsprechenden Wein dazu. Ich habe schon vor ein paar Tagen eine Anfrage losgeschickt, aber noch keine Rückmeldung erhalten. Also laufe ich noch kurz hin, bekomme aber die Antwort, dass alles ausgebucht ist am Wochenende. Schade. Das sah echt urig aus innen (eine lange gedeckte Tafel war schon vorbereitet). Das hätte uns sicherlich gefallen.
Also müssen wir wohl oder übel selber kochen.

zum Campingplatz

Foz de Lumbier und Puente del Diablo

Die Foz de Lumbier ist eine der spektakulärsten Schluchten der Region Navarra in Nordspanien. Es ist eine 1300 Meter lange Schlucht, durch die sich der Rio Irati schlängelt und deren senkrecht aufragende Wände eine Höhe von bis zu 150 Metern erreichen. In ihren Spalten, Abbrüchen und Überhängen nisten große Raubvögel, vor allem Gänsegeier. Auch Füchse, Wildschweine, Dachse und Schmutzgeier finden dort Zuflucht.

Die Vegetation setzt sich vor allem aus Thymian und Baumgruppen aus Pappeln, Weiden und Eschen zusammen. Die Foz de Lumbier kann zu Fuss oder mit dem Bike bequem durchquert werden.  Unterwegs geht man durch zwei unbeleuchtete Tunnel, durch die einst eine Schmalspurbahn lief. Der Tren de Irati (Bahnlinie Pamplona - Sangüesa) war eine 59 km lange Schmalspurstrecke, die in den Jahren 1911 bis 1955 in Betrieb war. Sie war die erste elektrifizierte Bahnlinie Spaniens.

Jenseits der Schlucht gehen die Felsformationen des Radweges Via Verde del Irati in Flachland über und endet im Liédena, einem kleinen Ort am Rande der Sierra de Leyre mit knapp 300 Einwohnern.


Der kurze Abstecher zur Puente del Diablo, einer im Unabhängigkeitskrieg (1812) zerstörten Brücke, ist nur mit festem Schuhwerk, Schwindelfreiheit und am besten bei trockenem Wetter, möglich.

 Sonntag, 24.09.2023 - Lumbier

Obwohl heute früh die Sonne scheint, ist es noch lange recht frisch. Doch das hält uns nicht davon ab, draussen zu frühstücken - schliesslich habe ich ja seit ein paar Tagen ein Kuschelcape dafür.
Auch haben wir heute alle Zeit der Welt - wir fahren zur Foz de Lumbier und schauen mal, wie weit der Radweg geht und ob die Schlucht überhaupt mit dem Bike fahrbar ist.
Gegen mittag wird es wärmer und wir fahren erwartungsvoll los. Es ist einiges los und der Parkplatz der Schlucht ist gut besucht - wie wir bei der Vorbeifahrt feststellen. Dann kommen wir zur eigentlichen Schlucht. Hier wird der Weg enger und da wir eh alle paar Meter anhalten, um die Schlucht anzuschauen und Bilder zu machen, schieben wir besser. Der Weg durch die Schlucht folgt ja einer alten elektrifizierten Bahntrasse und zur Erinnerung daran hat man die Pfosten für die Stromkabel stehen lassen. Was wir nicht wussten, sind die vielen Gänsegeier hier. Überall auf den Felskanten können wir mit blossen Augen die Geier sehen. Wie toll ist das denn?
Am Ende der Schlucht geht es zur Puente del Diablo. Davon habe ich gelesen und ich mache Hansi darauf aufmerksam, der sich sofort auf den Weg macht. Er ist ewig weg und ich mache mir schon Sorgen. Als er dann endlich zurückkommt erzählt er von Ketten, an denen er sich hochgezogen hat..... Ups, das wusste ich nicht, sonst hätte ich meinen Mund gehalten.
Wir fahren dann den Radweg entlang weiter bis nach Liédena, das wir noch kurz besichtigen. In Liédena ist übrigens auch das Weingut, das wir morgen besuchen werden.
Heute hätten wir so richtig Lust noch ein bisschen zu radeln. Doch hier geht es definitiv nicht weiter. Also fahren wir durch die Schlucht zurück und versuchen es in die andere Richtung. Doch auch das ist nicht arg ergiebig. Schade. Unterwegs erhaschen wir noch einen Blick auf den Ort Lumbier, der hoch oben auf einem Hügel liegt.
Somit fahren wir zum Campingplatz zurück und geniessen den nachmittag in der Sonne.
Wir haben englische Nachbarn aus dem Cornwell, mit denen wir uns angeregt unterhalten.

 Olite
25.09. - 26.09.2023

Das Weinanbaugebiet Navarra

Die Region Navarra in Nordspanien liegt eingebettet zwischen Pyrenäen und Ebro und grenzt im Osten an Aragonien, im Süden an die berühmte Rotwein-Region Rioja, im Westen ans Baskenland und im Norden an Frankreich.

Navarra ist eine nordspanische Region und gleichzeitig eine DOP im Binnenland südlich der Pyrenäen. In ihrer langen Weinbau-Historie seit der römischen Zeit erreichten vor allem die Rosados aus Garnacha überregionale Bekanntheit. Seit einigen Jahrzehnten sind jedoch auch Rot- und Weißweine aus internationalen Rebsorten Exportschlager geworden.

In der durch die DOP Navarra zusammengefassten Region gibt es fünf sehr unterschiedliche Weinbaugebiete. Im kühleren Norden gibt es die Gebiete Valdizarbe und Tierra Estella, im Osten Baja Montaña. Im Süden liegen die beiden rioja-ähnlichsten Regionen, das tiefgelegene Ribera Baja und das hochgelegene Ribera Alta, wobei Ribera Alta das größte und zentral gelegene Weinbaugebiet in Navarra ist.

Navarra profitierte vom Pilgerweg nach Santiago de Compostela, da die Wanderer mit Proviant und Wein versorgt werden mussten. Bis zur Reblauskatastrophe standen damals ca. 40.000 Hektar unter Reben. Da die Reblaus Navarra erst wesentlich später erreichte als Bordeaux, fanden sich hier - eine Gemeinsamkeit mit Rioja - viele Winzer von der Gironde ein, um hier Wein zu erzeugen. Auf diesem Weg floss viel Bordelaiser Know-how in die Region.

  Montag, 25.09.2023 - Olite

Heute geht es weiter und wir haben volles Programm. Zuerst steht die "Bodega de Liédena" auf dem Programm. Letztes Jahr haben wir an einer Tankstelle ja durch Zufall den Schlauchwein von denen entdeckt: 5 Liter für 11 Euro. Und der hat uns richtig gut geschmeckt. Kein Grand cru, das ist klar, aber ein ehrlicher Rosado einfach so zum Trinken. Und die Bodega liegt jetzt zufälligerweise auf unserem Weg. Hier kostet die Box sogar nur 9 Euro. Leider bieten die keine Weinprobe an, so dass wir neben genügend Schlauchwein, "nur" eine Kiste Rosado zu 5 Euro/Flasche (seher lecker - 14,5%) und zwei Flaschen Blanco (hat nicht überzeugt) mitnehmen.
In der Subregion Baja Montaña ist praktisch nur der Anbau von roten Rebsorten möglich. Die wichtigsten Rotweinsorten, die hier angebaut werden, sind Garnacha, das mehr als 60% der gesamten Produktion ausmacht, gefolgt von Tempranillo, das etwa 25% der Produktion ausmacht.
Obwohl die Weinproduktion im Vergleich zu anderen Subzonen niedrig ist, würde ich sagen, Baja Montaña produziert die besten Rosados.

So, unser Weinkeller ist jetzt aufs Erste gefüllt. Bis zu unserem nächsten Stopp ist es jetzt auch gar nicht mehr weit - noch etwa 30 Minuten. Wir werden heute Nacht auf einem Stellplatz in Olite verbringen. Wir kommen früh am mittag und und sind erstaunt, dass wir einen der letzten offiziellen Plätze bekommen. Doch hier herrscht ein Kommen und Gehen, so dass immer wieder ein Plätzchen frei wird. Schön ist zwar anders, aber dafür liegt er in Laufnähe zum Ort.
Wir richten uns ein, essen eine Kleinigkeit, relaxen ein bisschen, bevor wir aus auf den Weg machen zum Palacio Real de Olite.
Zum Stellplatz

Olite und der Palacio Real de Olite

Olite im Herzen Navarras ist die Heimat eines der schönsten Schlösser Europas: ein Märchenschloss, das Jung und Alt verzaubert Der Palacio Real de Olite wird oft als Festung von Olite bezeichnet, vielleicht weil er mehr an eine Residenz als an eine Militärbastion erinnert. Nichtsdestotrotz diente er als Sitz von Karl III., dem Edlen, König von Navarra.

Im 14. Jahrhundert gab der König den Bau eines neuen Palastes in Auftrag, der direkt neben dem Originalbau aus dem 11. Jahrhundert errichtet werden sollte. Der königliche Palast von Olite wurde seine Lieblingsresidenz und dort wurde auch der Sitz des Königreichs Navarra gegründet.

Der in Frankreich geborene Karl war mehr für seinen luxuriösen Lebensstil als für seine militärischen Unternehmungen bekannt. Den Beweis dafür liefern die Einrichtung des Palastes und die vielen Höfe und hängenden Gärten. Darüber hinaus hielt sich der König viele exotische Tiere am Hof wie Giraffen und Löwen. Während seiner Regierungszeit war der Palast von Olite als einer der schönsten in Europa berüchtigt.

1512 wurde Navarra eingenommen und der Palast begann zu verfallen. Danach wurde er nur noch selten als Adelsresidenz benutzt. 1813, während der Napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel, wurde er vom navarresischen General Espoz y Mina absichtlich niedergebrannt, um die französischen Truppen daran zu hindern, ihn für strategische Zwecke zu benutzen. Dabei wurden alle Möbel und Kunstwerke zerstört und der Palast wurde in verheerendem Zustand zurückgelassen. 1937 wurde die Restaurierung begonnen, die noch 30 Jahre in Anspruch nehmen sollte, bevor sie ganz abgeschlossen werden konnte.

Heute ist der Königliche Palast von Olite nur noch das Gerippe seiner früheren Gestalt, aber er hat sich einige seiner märchenhaften Charakterzüge bewahrt.

Unzählige Türme erheben sich aus ihm, die Bilder von Cinderella, Rapunzel und sogar Super Mario hervorrufen. Jeder der Türme sieht etwas anders aus und hat seinen ganz eigenen Reiz. Es macht großen Spaß, auf den Türmen herumzuklettern und den fantastischen Blick in den Rest des Schlosses, die Stadt und die umgebende Landschaft mit ihren Weinbergen zu genießen. Der ganze Ort versprüht ein Gefühl der Unordnung, die von der kontinuierlichen Vergrößerung über die Jahre hinweg herrührt. Die Anbauten wurden nie nach einem Gesamtplan ausgeführt, aber die Türme und die allgemeine Unordnung des Ortes machen den Palast nur noch reizvoller.


Obwohl die Hauptattraktion Olites ohne Frage der französisch-gotische Palast ist, ist auch die kleine Stadt sehr reizvoll. Olite kann im Innern ihrer kleinen Mauern mit zwei Kirchen prahlen: Die älteste ist San Pedro und liegt vom Königspalast aus gesehen am anderen Ende der Stadt (das ist die Kirche, die man vom Stellplatz aus sieht). Im 12. Jahrhundert errichtet zeichnet sich San Pedro durch die romanische Fassade und das ebenfalls romanische Kloster aus. Die andere Kirche Olites ist Santa Maria (13. Jahrhundert). Sie befindet sich direkt neben dem Palast.

 Montag, 25.09.2023 - Olite

Olite mit seinem Märchenschloss und den Bodegas war ein Tipp von einem Arbeitskollegen von Hansi.
Wir verlassen also nun den Stellplatz und schlendern die Ruya de Mayor bis zum Plaza de Carlos III el Nobile entlang. Hier geht ein kleiner Durchgang zum Park Plaza de los Teobaldos. Dann an der Kirche Santa Maria la Real vorbei und schon stehen wir vor dem Palacio Ral de Olite. Wir bezahlen Euro 4,40 pro Person (mal wieder ein Schnäppchen) und dann geht es los. Treppauf, Trappab, hier gibt es ein Türmchen zu entdecken, dort einen Erker, dass das Schloss innen leer ist, stört dabei gar nicht. Zwischendurch verlieren wir die Orientierung - waren wir hier schon mal? Wo geht es jetzt weiter? Und immer wieder gibt es einen neuen Turm zu besteigen. Die Aussicht ist phantastisch und nach einer guten Stunde zwingt uns der Hunger zum Aufhören. Eigentlich hätten wir uns noch viel länger verzaubern lassen können. Was für ein schönes Schloss.
Schon auf dem Weg zum Palast haben wir eine Tapasbar entdeckt, die den ganzen Tag auf hat und dort lassen wir uns nun verwöhnen. So schön können Stadtbesichtigungen sein. Auf dem Weg zum Stellplatz gehen wir noch an einer Bodega vorbei, doch die macht erst am nachmittag wieder auf.
Montag, 25.09.2023 - Olite

Am nachmittag gehen wir also nochmals los zur "Bodega Cosecheros de Olite". Am späten mittag waren wir ja zu früh dran, nun weisst uns die Angestellte darauf hin, dass wir arg spät sind - in 45 Minuten schliesst die Bodega. Das passt für uns. Das Museum wollen wir eh nicht anschauen. Wir wählen die "Degustiatión Olite", d.h. wir testen 3 verschiedene Weine, dazu gibt es etwas Käse, Toast mit Olivenöl und Schokolade für 10 Euro/Person.
Die Weine sind lecker und wir nehmen 3 Rosé Weine (Euro 5,40/Flasche) und noch 3 Flaschen Weisswein mit.
Die Subregion Ribera Alta ist weiter in die Zonen um Olite, Lerín und Marcilla unterteilt.     Ein großer Teil der Weinbergaktivitäten der Region findet um die historische Stadt Olite herum statt. Die vorherrschende Rebsorte in Ribera Alta ist Tempranillo. Es gibt auch eine Reihe von anderen roten hier.
Jetzt reicht es uns. Die Besichtigung des Märchenschlosses, das leckere Tapas-Mittagessen und die abschliessende Weinprobe waren ganz schön anstrengend!
Auf den spanischen Stellplätzen ist Campingverhalten - also Markise, Tisch und/oder Stuhl - eigentlich verboten. Im Camper ist es uns aber viel zu warm. So holen wir unser Stühlchen heraus und ich setze mich auf die Trittstufe. So lässt es sich bei einem leckeren Wein aushalten. Good night!
Dienstag, 26.09.2023 - Olite

Die Nacht war laut, richtig laut. Die Hauptstrasse mit einem Bumper/Ralentisseur läuft direkt am Platz vorbei, eine Eisenbahnlinie ist auch in der Nähe. Und das hört man halt nachts. Die Autos und LKWs kommen mit hoher Geschwindigkeit angefahren, dann bremsen sie vor dem Bumper ab, anschliessend geht es langsam über den Bumper, was auch Lärm macht und dann wird wieder Gas gegeben.
Am Morgen gehe ich noch schnell ins Dorf, damit wir frisches Baguette zum Frühstück haben und nach dem Frühstück geht es los.
Erst gehen wir zu einer weiteren Weinprobe. Wir haben die Wahl zwischen der Bodega Ochoa und der Bodega Piedemonte. Morgens um die Uhrzeit fällt es uns echt schwer, eine Weinprobe zu machen - deshalb gehen wir auch nur in 1 Weingut. Die Wahl fällt auf die Bodega Piedemonte. Wir bleiben beim Rotwein und entscheiden uns für 6 Flaschen eines gehaltvollen Piedemonte Reserva aus 2017, der hier im Shop gerade mal 7,65 Euro kostet. Und wir nehmen auf Verdacht noch zwei Flaschen von einem 8 Jahre alten Merlot mit (der war etwas teurer). Den gibt es zu einem besonderen Anlass irgendwann einmal.

Bei Piedemonte handelt es sich um eine ganz junge Bodega, die im Jahre 1993 von verschiedenen Familien gegründet wurde. Das Weingut befindet um Olite herum in der bezaubernden Weinregion Navarra - also inmitten deren Zentrums. Übersetzt man den Namen Piedemonte auf deutsch ist der Wortlaut "am Fuß der Berge", genau dort, wo die weitläufige Flusslandschaft des Ebro in die Berglandschaft übergeht. Zusammen mit der benachbarten Weinbauforschungsanstalt hat die Bodega ein Lagenkataster für alle ihre Weinbergslagen erstellt und die jeweiligen Böden und Mikroklimata exakt bestimmt. So sorgfältig und gewissenhaft die Arbeit in den Weinbergen ist, so wird hier auch in den Kellern alles daran gesetzt, daß die hohe Qualität, die geerntet wurde auch bis in die Flasche transportiert wird. Diese harte Arbeit an der Weinqualität macht sich aber auch bezahlt. Der renommierte spanische Weinführer „Guia d’Oro“ setzte die Bodega auf die Top 10 Liste aller spanischen Weingüter und als einziges Weingut Spaniens hat das Weingut für alle seine Weine 5 Sterne im Guia Peñin erhalten (Sterne werden hier für ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis vergeben).
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   Logroño
26.09. - 27.09.2023

 Logroño

Logroño, die Hauptstadt der Rioja, liegt im Norden der Gemeinschaft am Fluss Ebro. Die kleine Altstadt von Logroño mit unzähligen Bars bietet eine gute Möglichkeit, die Weine einer der bekanntesten Weinbauregionen Spaniens zu probieren. Dazu gibt es leckere Tapas.

Logroño ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt, in welcher heute noch aus dem Mittelalter stammende Traditionen gepflegt werden. Der Jakobsweg verwandelte die Stadt in eine der wichtigsten Stationen auf der Route und hinterließ hier ein bedeutendes kunsthistorisches Denkmalerbe, welches in engem Zusammenhang mit dem traditionellen Pilgerstrom steht.

Die Geschichte Logroños ist so untrennbar mit dem Camino de Santiago (Jakobusweg) verbunden, dass die Stadt erst durch das Aufleben dieser Pilgerroute ab dem 11. Jahrhundert Bedeutung erlangte.

Die Rioja ist aber auch allgemein bekannt für ihre gute Küche. In Logroño sind es die Tapas, die einen famosen Ruf weit über die Grenze der Stadt hinaus besitzen. Die Calle del Laurel ist die Adresse für die Freunde der kleinen Köstlichkeiten. Hier offeriert jede Bar ihre eigene Spezialität, die appetitlich auf der Theke präsentiert wird. Die benachbarten Gassen wie die Calle San Juan oder San Agustín sind eine gute Alternative zu der manchmal etwas touristisch überlaufenden Calle del Laurel.

Dienstag, 26.09.2023 - Logroño

Beschwingt geht es jetzt weiter nach Logroño - eine gute Stunde Fahrt noch. Da waren wir ja im Frühjahr schon einmal nach dem Besuch der Bardenas Reales, doch wir hatten am abend einfach keine Lust mehr, noch in den Ort zu gehen. Das soll heute anders sein.
Wir fahren wieder den Campingplatz "Camping La Playa" an, den wir nicht reservieren konnten und da wir recht früh dort sind, bekommen wir auch noch gut einen Platz. Doch gegen Abend hin, wird jede Lücke genutzt, um die Camper unterzubringen - sogar die nicht genutzten Parkplätze für die Mobile-Homes.
Wir wollen erst am späten nachmittag losgehen, so dass ich die Gelegenheit zum Wäschewaschen nutze. Das ist hier ganz praktisch, weil der Weg von unserem Platz zur Laundry kurz ist.
Dann am nachmittag fahren wir mit unseren Bikes los. Erst ein Stück am Ebro entlang bis zur Fussgängerbrücke über den Fluss. Durch den schönen Parque des Ebro und weiter bis zur Calle Portales. Hier fahren wir vorsichtig bis zur Plaza del Mercado mit der Cathedrale Santa Maria de Redonde, dann weiter zur Kirche San Batolomé. Na ja, das haut uns jetzt nicht wirklich vom Hocker. Also fahren wir die Calle Portales wieder zurück bis zur Touristeninfo - dort auf dem Platz lassen wir dann unsere Bikes stehen. Für die Tapas-Bars ist es noch einen Tick zu früh, so dass wir ein einer Bar auf der Terrasse erst einmal nur ein Gläschen Wein trinken. Dann machen wir uns auf den Weg zur Calle del Laurel, der Tapas-Meile von Logroño. Wir haben inzwischen ja gelernt, dass man immer nur ein oder zwei Tapas nimmt, dann ist man nicht so satt und kann getrost zur weiteren Tapas-Bar weiterziehen. Zum Abschluss gehen wir noch in die "Bar Angel", in der nur eine Spezialität serviert wird - mit Knoblauchbutter gefüllte und gegrillte Champignons, die aufgespießt auf einer Scheibe Baguette und mit einem Shrimp serviert werden. Etwa 20 Minuten nachdem die Bar geöffnet hat, war sie schon proppevoll. Hier werden auch "gehobenere" Weine ausgeschenkt und so machen wir noch eine kleine Weinprobe. Dann radeln wir zurück zum Campingplatz. Der Besuch hat sich gelohnt. Eine schöne Atmosphäre in der Stadt. Die meisten Bars öffnen allerdings erst so gegen 19/20 Uhr. Es lohnt sich also, erst später herzukommen.
zum Campingplatz

  Santa Domingo de Silos
27.09.2023

Mittwoch, 27.09.2023 - Santa Domingo de Silos

Unser heutiges Ziel ist das Benediktinerkloster Santa Domingo de Silos. Wir müssen uns etwas beeilen, weil die Besichtigung nur bis 13 Uhr möglich ist (und dann erst wieder am nachmittag). Also gibt es ein schnelles Frühstück und während Hansi dumpt hole ich in der Café-Bar noch Baguette. Und dann fahren wir auch schon los. Ich möchte nicht die Autobahn aussenherum nehmen, sondern quer durch die Sierra de la Demanda fahren. Und so gebe ich es Google Maps in Hansis Tablet und in mein Smartphone ein. Irgendwann kommt mir unsere Route - Autobahn/Bundesstrasse - aber spanisch vor und es wird mir klar, dass beide Geräte inzwischen auf Autobahn umgeschwenkt sind. Das ärgert mich, weil ich ganz bewusst die andere Route haben wollte. Doch es hat auch etwas Gutes: Ausgerechnet hier am Nirgendwo leuchtet die AdBlue Anzeige auf. So können wir bequem die nächste Ausfahrt nehmen und nachfüllen (und dann auch gleich tanken).
Wir kommen zeitig am Kloster an (am Ortseingang hat es einige Parkplätze) und besichtigen den Kreuzgang. An verschiedenen Stellen im Kreuzgang kann man einen QR-Code abscannen und erhält dann Informationen zu den einzelnen Stationen - die Infos sind in vielen Sprachen verfügbar. Und auch das ist viel besser gemacht wie der Audioguide in Lascaux VI.
Die Abtei Santo Domingo de Silos ist ein Benediktinerkloster im gleichnamigen Ort. Die Abtei gilt wegen ihres romanischen Kreuzgangs als „eines der berühmtesten und kunsthistorisch bedeutendsten Klöster Spaniens".
Da wir noch etwas Zeit haben, schauen wir uns auch noch den Ort an. Warten wir auf etwas? Ja!
Internationale Bekanntheit erlangte das Kloster auch durch seine Pflege des Gregorianischen Chorals. Mehrere seit den 1960er Jahren produzierte Aufnahmen davon wurden veröffentlicht. Die CD Chant stand 1994 53 Wochen lang in der US-amerikanischen Hitparade Billboard Hot 100 – sehr zum Erstaunen von Musikexperten sowie der Mönche selbst, zumal es sich um Wiederveröffentlichungen älterer Aufnahmen von 1973 handelte. Das Album wurde dreimal mit Platin ausgezeichnet, was eine Auflage von mindestens drei Millionen Exemplaren bedeutet, und gilt als das bestverkaufte Gregorianik-Album der Geschichte. 1995 ließ die Plattenfirma das Nachfolgealbum Chant II folgen. In Europa wurden Aufnahmen der Choralschola unter dem Titel Canto Gregoriano als Doppel-CD veröffentlicht.
Um 13:45 Uhr kommen die Mönche in der öffentlichen Messe zusammen. Ein Mönch nach dem anderen betritt die Kirche und dann wird gesungen. Na ja, es sind halt nur eine handvoll Mönche anwesend, die meisten dann schon recht alt und gebrechlich. Da haben wir uns jetzt ein bisschen mehr davon versprochen.
Mittwoch, 27.09.2023 - Desfiladero de La Yecla

Irgendwie haben wir uns vom Kloster und den gregorianischen Gesängen ein bisschen mehr erwartet. Doch es ist nicht wirklich schlimm, denn ich habe gleich in der Nähe noch ein kleines Highlight - so hoffe ich zumindest.
Wir fahren also keine 5 Minuten weiter und kommen dann zum Parkplatz der Desfiladero de La Yecla.

Die Desfiladero de La Yecla ist eine der engsten Schluchten des Landes mit einer Länge von 600 Metern, einer Breite, die an manchen Stellen kaum 2 Meter überschreitet, und senkrechten Wänden von über 100 Metern Höhe. Diese enge Schlucht wurde vom Bach "Cauce", einem Nebenfluss des Mataviejas, im Laufe der Jahrmillionen, die er sich durch die Kalksteinwände der Felsen von Cervera gegraben hat, geformt.  Im Inneren der Schlucht wurden eine Reihe von Brücken und Hängebrücken installiert, so dass man sie gefahrlos besuchen kann.
Die felsige Landschaft, in die die Schlucht eingebettet ist, mit ihren senkrechten Kalksteinwänden, die fast unzugänglich sind, ermöglicht es, in der Nähe den Flug zahlreicher Raubvögel zu beobachten, unter denen der Gänsegeier mit mehr als 100 Paaren, die auf den Felskämmen nisten, hervorsticht.


Und hier wollen wir auch heute Nacht bleiben. Am Parkplatz, der auch über Tisch-Bank-Kombinationen verfügt, gibt es auch eine Bar, die ganz gutes Essen anbieten soll. Doch in der Nebensaison hat sie leider nur am Wochenende geöffnet.
Wir suchen uns einen schönen Platz und essen erst einmal eine Kleinigkeit. Dann ziehen wir uns an und laufen in die Schlucht hinein. Boh, das ist schon recht eng - man muss sich zum Teil richtig zwischen den Felsen durchschlängeln. Nach einer viertel Stunde sind wir auch schon wieder durch. Rein theoretisch könnte man jetzt noch bis zum Kloster weiterlaufen. Doch wir kehren um.
Auf dem Parkplatz herrscht ein reges Kommen und Gehen und wir sind mal gespannt, ob noch weitere Camper heute nacht hier bleiben. Wir geniessen den Parkplatz und beobachten die unzählig vielen Gänsegeier, die über uns fliegen. Abends sind wir dann tatsächlich ganz alleine hier. Wenn die Bar nichts zum Essen anbietet, dann gibt es halt mal wieder Nudeln mit Tomatensauce. Das geht immer und ist auch immer lecker.
Und dann sitzen wir noch lange draussen und geniessen die lauwarme Nacht - Unter Geiern (gemäss einem uralten Buch von Karl May).

  Aranda de Duero
27.09.2023

Donnerstag, 28.09.2023 - Aranda de Duero

Wir haben gut und ruhig geschlafen - Unter Geiern. Mit dem Frühstück lassen wir uns Zeit und dann fahren wir ganz relaxed los. Zuerst zum Supermarkt, wir müssen dringend mal wieder einkaufen (und wir sind erstaunt wie wenig wir für einen proppevollen Einkaufswagen sogar noch mit Wein bezahlt haben) und dann geht es weiter auf den Parkplatz von Aranda de Duero. Der Platz ist gross und verfügt auch über ein paar Wohnmobilstellplätze. Hm, so richtig wohl ist es uns hier nicht. Gross, unübersichtlich und die Wohnmobilstellplätze stehen ein bisschen am Rande - unbeobachtet. Heute werde all unsere "Sicherungsgeräte" gegen Diebstahl an den Türen angebracht. Zum Parken mag der Platz ja noch ok sein, aber übernachten wollte ich hier definitiv nicht.
Wir sind gut in der Zeit und schlendern am Duero entlang, bis die Treppe hoch zu einer Brücke über den Duero führt. Hier herrscht reger Autoverkehr - sind wir gar nicht mehr gewohnt. Doch sobald wir durch das Stadttor kommen, sind wir in der Altstadt, in der es nur vereinzelt Autos gibt. Vorbei an der Iglesia de Santa María la Rea schlendern wir durch die Gassen. Die Stadt gefällt uns auf Anhieb NICHT. Viele Häuser sind heruntergekommen, stehen leer und/oder zum Verkauf. Unser Ziel ist die Bodega Historica Don Carlos.
Um 12.30 Uhr startet dort die Besichtigung der unterirdischen Weinkeller, die wir schon daheim gebucht haben.
Aus Rezessionen von Google Maps wusste ich, dass es eine Besichtigung von zwei unterirdischen Weinkellern mit einer kleinen Weinprobe für etwa 10 Euro gab. Doch den Anbieter von dieser Tour zu finden war gar nicht so einfach. Die Bodega selber bietet Touren an, aber eher mit einer Theatereinlage oder eben klassische Weinproben mit und ohne Essen oder Weinberg-Besichtigungen. Doch das wollten wir ja alles gar nicht. Die Bodega hat auf meine Mailanfrage nicht geantwortet. Dann habe ich endlich diese Tour gefunden und sofort gebucht.

 Aranda de Duero

Zu den Besonderheiten von Aranda de Duero gehören die unterirdischen Weinkeller, die aus dem 13. bis 18. Jahrhundert stammen und heute etwa 7 Kilometer unter dem Gemeindegebiet verlaufen. Die eng mit dem Wein verbundene Wirtschaft der Stadt zwang die Einwohner von Aranda im 13. Jahrundert dazu, die Keller unter ihren Häusern auszugraben und ein Netz von unglaublichen Tunneln mit 120 verschiedenen Kellern zu schaffen, die den Untergrund der Stadt durchziehen und ursprünglich für die Aufbewahrung der seit dem Mittelalter produzierten Weine gedacht waren. Dazu mussten die geernteten Trauben ganz schnell in Tragebütten in die Keller heruntergetragen und in die Fässer eingefüllt werden. Dort lagerten sie dann ein knappes Jahr. Bevor die nächste Lese anstand, mussten die Fässer leer sein und - meist von Kindern - von innen gereinigt werden.

Da die Keller bis zu 140 m unter der Erde liegen, bieten sie im Sommer wie im Winter eine konstante Temperatur zwischen 11 und 13 Grad an - optimal für die Lagerung des Weines. Für eine gute Durchlüftung gab es Schächte, die bis hinauf zur Strasse reichen (die Schächte sind immer noch vorhanden und auf der Strasse sichtbar) und auch das Tunnelsystem sorgt für eine gute Durchlüftung. Die Kellertüren zum Nachbarn waren nicht massiv, sondern aus Gitter oder einzelnen Latten, so dass innerhalb der Tunnel die Luft zirkulieren konnte.

Heutzutage stehen nur noch wenige Weinkeller zur Benutzung zur Verfügung. Zu besonderen Anlässen nutzen die Bewohner der Stadt die Keller zur Ausrichtung von Feiern oder Mahlzeiten. Einige der Keller sind auch für Besucher zugänglich, das Tourismusbüro bietet Führungen auf Anfrage an.

Donnerstag, 28.09.2023 - Aranda de Duero

Wir sind etwas zu früh dran, doch das ist ganz gut so. Die anderen Teilnehmer sind alles Spanier, so dass unser Guide die Tour überwiegend auf spanisch durchführen wird. Uns erklärt sie nun vorab auf englisch, was es mit den unterirdischen Weinkellern auf sich hat warum und wie sie gegraben wurden und wie man sie genutzt hat.  Somit haben wir also schon die wichtigsten Infos zu der Tour. Während der Tour selber erklärt sie uns dann nur noch die nötigsten Dinge auf englisch.
Nach und nach treffen auch die anderen Teilnehmer ein und wir können loslegen. Zuerst geht es in einen alten Weinkeller, der nicht mehr genutzt wird. Der Zugang ist verschlossen und eine steile Treppe führt 14 Meter hinunter in die Gewölbe. Hier also wurden früher die Weine in den Fässern gelagert. Schon beeindruckend. Dann geht es wieder hinauf auf die Strasse und zurück in die Bodega. Dort dürfen wir einen der Weine probieren - wir entscheiden uns für den Rotwein - und dann geht es wieder hinab in den Untergrund. Dieses Mal ist es ein neuerer Keller, der immer noch für die Lagerung von Weinflaschen genutzt wird (das Klima im Keller ist optimal für die Lagerung und kostet nichts)  und für Events.

 Das Weinanbaugebiet Ribera del Duero


Wenn es eine spanische Region gibt, die wie keine andere mit dem Boom der 1990er Jahre verbunden ist, dann ist es Ribera del Duero, ein 115 Kilometer breiter und 35 Kilometer hoher Streifen in der nähe der Provinzen Burgos und Valladolid. Hier, im kargen Hochlandklima östlich von Valladolid, werden dunkle und dichte Rotweine aus der mit Abstand wichtigsten Rebsorte Tempranillo erzeugt , der in der Region auch als Tinto Fino oder Tinta del País bezeichnet wird. Wegen der kühlen Nächte bleibt die Säure in den Trauben erhalten, so dass die Weine nie matt wirken.  Das Preisniveau ist meist gehoben, die Qualität jedoch auch.


Interessant ist, dass sich in Ribera del Duero Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger ein neuer Weinstil entwickelt hat, den man als absolut modern bezeichnen kann und der die Weine der Rioja plötzlich alt und oxydiert aussehen und schmecken ließ (auch wenn das der ureigene Stil war). An den Ufern des Duero wurden saftige, mineralisch-kühle, frische, fruchtige und hochreif schmeckende Weine mit deutlicher Holznote abgefüllt.

Was war geschehen? Die Trauben wurden später gelesen, wenn sie kurz vor der Überreife standen, sie wurden lange auf der Maische gelassen und der tief dunkle Traubensaft wurde in frische Barriques gefüllt, die ordentlich geflämmt waren, also viel von ihren Eichenholz-, Vanille- und Kokosaromen abgaben. Die Weine lässt man dann relativ kurz in Eichenholzfässern reifen. Diese sind nicht mehr nur neu, auch gebrauchte Fässer kommen zum Einsatz, um den aromatischen Einfluss des Holzes zu begrenzen. Zudem ist das vormals in Mode gekommene, sehr intensive amerikanische Holz immer weniger bei Weinfreunden und Winzern beliebt und wird durch das feinere französische Eichenholz ersetzt. Diese Form der Weinbereitung war in Spanien neu und wurde direkt gierig aufgenommen und die Weingüter der Ribera del Duero avancierten zu Shooting-Stars.


Wie in anderen spanischen Anbaugebieten existiert in Ribera del Duero die Unterteilung der Weine in Crianza, Reserva und Gran Reserva. Immer mehr Winzer präferieren aber auch einen Weinausbau im Fass abseits der vorgegebenen Dauer des Holzausbaus - diese Weine kommen dann mit der Bezeichnung Cosecha für den Jahrgang daher.

Wenn ein Wein als Crianza klassifiziert werden soll, muss er in Ribera del Duero mindestens 24 Monate reifen, davon 12 Monate im Holzfass. Ein Reserva benötigt mindestens 36 Monate Reife, davon wiederum 12 Monate im Holz. Bei einem Gran Reserva müssen es sogar 60 Monate Reifezeit sein, 24 Monate im Holzfass.


Wie schmeckt Wein aus Ribera del Duero?

Da sind zunächst Rotweine, von den jungen mit ausgeprägtem Fruchtaroma und guter Länge am Gaumen bis zu den eleganten Weinen mit hohem Alterungspotential (Crianzas, Reservas und Gran Reservas), die sich durch ihre aromatische Komplexität, Kraft und Ausgewogenheit am Gaumen auszeichnen. Dann die fruchtigen und frischen Roséweine. Und zuletzt die jungen, frischen, fruchtigen Weißweine mit guter Säure, die durch den Ausbau im Barrique und Flaschenreifung komplexere Aromen entwickeln.

Donnerstag, 28.09.2023 - Aranda de Duero

Das war jetzt mal wirklich interessant und mal was ganz anderes. Und natürlich kaufen wir auch hier noch ein bisschen Wein dazu. 2 Flaschen Rotwein, der 14 Monate in französischen Barriques gereift ist, 2 Flaschen Weisswein von demselben Weingut und 2 Flaschen Rosado. Mit etwas über 100 Euro sind wir hier dabei und wir sind mal gespannt, wie die schmecken.
Anmerkung: Die Bodega Don Carlos ist ein klassischer Weinhändler, der Weine von verschiedenen Weingütern verkauft. Im Weinkeller, den wir besichtigt haben, lagern viele hochwertige Weine aus alten Jahrgängen, die von Restaruants und anderen Weinhändern angefragt werden. Oben im Geschäfts haben wir zum Beispiel einen Weisswein vom Weingut "Geil" aus Rheinhessen gesehen.
Nun geht es zurück zu Amigo und wir sind froh, dass ihm auf dem Parkplatz nichts passiert ist. Alles ganz und alles noch da.
So langsam wissen wir echt nicht mehr, wohin mit den ganzen Weinkartons. Auf die Schnelle wandern die neuen Kartons aufs Bett. Darum kümmern wir uns dann heute abend. Ich habe da so eine Idee...... .
Jetzt geht es aber weiter: Wir haben noch gut eine Stunde Fahrt vor uns bis Burgos. Der Campingplatz "Camping Fuente Blancas" ist auch nicht reservierbar gewesen. Doch bin ich optimistisch, dass wir einen Platz bekommen, weil er über mehr wie 300 Plätze verfügt. Vor dem Campingplatz ist ein grosser Parkplatz, wo wir erst einmal parken. Dann reihe ich mich in die Warteschlange ein. Es sind etwa 3 Camper vor mir. Das Anmeldungsprozedere ist etwas langwierig doch schliesslich bin auch ich an der Reihe und wir können uns einen Platz aussuchen. Wir sind immer wieder erstaunt, wieviele Camper auch jetzt noch unterwegs sind. Der Platz wird voll, aber es gibt immer noch freie Plätze.
Schnell ist alles aufgebaut und es ist natürlich erst mal Vesper angesagt. Während Hansi relaxed erkunde ich erst einmal den Platz, der mit ganz gut gefällt. Abends haben wir keine Lust zum Kochen, aber auch keine Lust an der Bar im Eingangsbereich essen zu gehen. Also hole ich Papatas Bravas und Calamares dazu. Na ja - man wurde satt, sagen wir es mal so.

  Burgos
28.09. - 30.09.2023

 Burgos


Burgos, die Stadt am Río Arlanzón, gilt gemeinhin als die Wiege des Königreiches Kastilien und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz der Autonomen Gemeinschaft Castilla y León. Sie liegt auf 856 Metern Höhe und ist eine der Stationen auf am Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Schon der Name der Stadt weist auf ihren Ursprung hin, denn die Bezeichnung Burgos ist tatsächlich mit dem deutschen Wort Burg verwandt. Der Ort wurde als befestigte Siedlung gegründet, um die im Zuge der Reconquista eroberte Region gegen die Mauren im Süden zu verteidigen.


Den Eingang in die Altstadt markiert der Arco de Santa María, ein Wahrzeichen der Stadt Burgos. Das alte Stadttor war Bestandteil der ehemaligen Befestigungsanlagen. Hinter dem Arco liegt der Platz Plaza del Rey San Fernando, einer der traditionellen und zentralen Plätze in Burgos. Doch der Blick richtet sich sofort auf die größte Attraktion der Stadt, die Kathedrale von Burgos.

  Freitag, 29.09.2023 - Burgos

Schön, dass wir uns heute mal wieder etwas Zeit lassen können. Neben der Bar gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, wo es morgens auch Baguette gibt. Nach einem schönen Frühstück schnappen wir unsere Räder und fahren durch den Park Fuentes Blancas am Río Arlanzón entlang nach Burgos, schon unterwegs können wir die Kathedrale bewundern. Das macht richtig Spass und bei bester Laune kommen wir dann an der Puente Santa Maria an. Schnell sind wir über der Brücke und stehen schon vor dem Arco de Santa Maria. Auf dem Platz davor herrscht eine tolle Atmosphäre und es ist angenehm "wuselig": Einheimische, Touristen, Studenten, Künstler, Lottoverkäufer alles ist hier zu finden. Schon jetzt gefällt uns die Stadt.
Wir schieben unsere Bikes durch das Tor und stehen auf dem Plaza del Rey San Fernando. Doch unser Blick wird natürlich von der Kathedrale von Burgos angezogen. Und ich übertreibe jetzt nicht, wenn ich sage, dass wir kurz sprachlos waren. Im Vorfeld habe ich mich nur wenig mit Burgos und der Kathedrale beschäftigt - halt noch eine Kirche..... Und deshalb waren wir jetzt echt überwältigt.
Doch zuerst einmal fahren wir hinauf auf den Burgberg zum Mirador del Castillo. Von hier aus haben wir nochmals einen tollen Blick auf die Kathedrale. Durch die kleinen Gässchen geht es nun wieder zurück auf den Plaza del Rey San Fernando. Und dann schauen wir uns noch vielen verschiedenen Portale der Kathedrale an. All das macht tatsächlich Lust auf mehr.

 Catedral de Santa María


Die Catedral de Santa María zählt zu den schönsten und größten gotischen Kirchen in Spanien (nach Sevilla und Toledo) und ist UNESCO-Welterbe. Nach langen Restaurierungsarbeiten erhebt sich die gewaltige Kirche mit den zwei 88 Meter hohen Türmen in hellen Tönen vor dem Burgberg.

Der Bau der Kathedrale begann im Jahr 1221 unter der Herrschaft des Königs von Kastilien und León, Fernando III, anlässlich seiner Hochzeit mit Beatrix von Schwaben. Der Neubau der Kirche ersetzte den romanischen Vorgängerbau, doch ließ die Vollendung der neuen Kathedrale jahrhundertelang auf sich warten. Im Verlauf der Jahrhunderte kamen neben Kapellen und einem Kreuzgang auch der Erzbischöfliche Palast hinzu.


Das Besondere an der Cathedral de Santa María sind ihre kunstvoll gearbeitete Fassade, vor allem ihre imposante Westfassade und  die hoch emporragenden schlanken Turmspitzen. Doch es lohnt sich auch das Innere der Kathedrale zu besichtigen: das fein gearbeitete Kuppelgewölbe, die beeindruckend detaillierten Deckengemälde, die hübsch gestalteten Altare, die vielen ehrfurchgebietenden religiösen Kunstwerke, der Renaissance-Hochaltar, um nur einige der Sehenswürdigkeiten zu nennen.

Freitag, 29.09.2023 - Burgos

Im Vorfeld wussten wir noch nicht sicher, ob wir die Catedral de Santa María innen besichtigen wollen, doch diese Frage stellt sich jetzt gar nicht mehr. Natürlich. Also schliessen wir unsere Bikes an, holen uns die Tickets (Euro 9,50) und starten die Besichtigungstour. Dazu kann man sich eine App herunterladen und alle Stationen sind mit einer Nummer versehen. Man kann die Infos selber lesen oder vorlesen lassen. Toll gemacht. Und obwohl wir ja gar nicht auf das Innere von Kirchen stehen, waren wir total beeindruckt von der Schönheit, den filigranen Kunstwerken überall und dem Reichtum der Kathedrale. Wir haben wirklich alles angeschaut und sind mit offenem Mund vor den Kunstwerken gestanden.
So viel Kultur macht hungrig und vor allem durstig und da habe ich einen tollen Tipp parat: Die Cerveceria Morito - und hier muss einfach ein Bier sein. Das hat richtig gezischt. Und Hunger hatten wir ja auch.
Jetzt haben wir uns aber richtig darauf gefreut, mit den Bikes durch den Park zurück zum Campingplatz zu radeln. Was für ein schöner Tag. Vor allem deshalb, weil ich mir lange unsicher war, ob wir Burgos einplanen sollen oder nicht.  Gut, dass wir es gemacht haben. 

  Elciego
30.09.2023 - 01.10.2023

 Elciego


Elciego befindet sich im Süden von Rioja Alavesa, im historischen Territoriums Alavas in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland im Norden Spaniens. Der Ort gehört zur Weinbauregion Rioja. Das bezaubernde, aus Steinen erbaute Dorf gehört mit seinen Jahrhunderte alten Kirchen zu den Schmuckstücken des spanischen Baskenlandes. Die berühmten Rioja-Weingärten der Stadt schützt die Sierra de Cantabria, eine faszinierende Bergkette mit verschneiten Gipfeln, die den Nordwinden trotzt und ein Mikroklima schafft, in dem Wein und Kultur prosperieren.

Zwei Weingüter stehen in besonderer Weise für den Weintourismus in Elciego. Beide betreiben ein Weinmuseum, bieten Weinproben, Verkauf von Weinen und komfortable Unterkünfte, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Am bekanntesten ist das Weingut Bodegas Marqués de Riscal mit dem 5 Sterne Luxushotel. Rustikaler und weit preiswerter ist das Agroturismo Valdelana.


Samstag, 30.09.2023 - Elciego

Nach einem nicht ganz so ausgiebigen Frühstück geht es heute weiter nach Elciego, also zurück in Richtung Logroño. Wir sind dann praktisch einmal um die Sierra de la Demanda herumgefahren. Ein bisschen sentimental sind wir schon, ist das ja unser "Umkehrpunkt" und in einer Woche sind unsere Ferien vorbei. Doch wir denken positiv: Haben wir doch schon zwei Wochen traumhaft schöne Ferien hinter uns - trotz dem Start mit Hindernissen.
Und eigentlich stand heute Einkaufen auf dem Programm, doch unsere Vorräte sind noch gut gefüllt - eigentlich. Am abend fällt mit dann ein, dass morgen ja Sonntag ist und wir erst wieder in 5 Tagen an einem Supermarkt vorbeikommen. Mist, da müssen wir etwas improvisieren. Doch darum kümmern wir uns dann, wenn es soweit ist.
Wir fahren jetzt also die Autobahn/Bundesstrasse  in Richtung Elciego, die wir vor 3 Tagen schon einmal ungewollt gefahren sind, als wir zum Kloster gefahren sind. Die Fahrzeit beträgt nur 1,5 Stunden - doch wir sind mal wieder auf einem Stellplatz, der nicht reserviert werden kann. Wir kommen früh genug an, um einen der letzten offiziellen Plätze zu bekommen. Der Platz gefällt uns - hell, betoniert und mit Strom, Wasser und Entsorgung.
Es ist richtig hot und wir relaxen erst einmal ein bisschen. Am Abend wollen wir essen gehen und ich reserviere uns einen Tisch, allerdings erst um 20:30 Uhr. Na ja, wir sind halt in Spanien.
Am frühen nachmittag machen wir uns dann auf den Weg: Zuerst geht es hoch zum Mirador de San Roque. Von dem Aussichtspunkt auf einem Hügel gibt es einen schönen Panoramablick auf das Weinland der Rioja Alavesa, das Dorf Elciego und natürlich auch auf das auffällige Hotel der Bodega Marqués de Riscal.
zum Stellplatz

 Das Weinanbaugebiet Rioja


Rioja ist die bekannteste Weinanbau-Region Spaniens. Gleichzeitig gehört die nordspanische Provinz zu den berühmtesten Weinanbau-Gebieten in ganz Europa und erstreckt sich entlang der Ufer des Ebros und um die Regionalhauptstadt Logroño.

Folgerichtig gibt es hier auch eine große Dichte von Weingütern, die in die absolute Speerspitze der Weinwelt gehören. Erzeuger wie Bodegas Faustino, Barón de Ley, Marqués de Riscal und Marqués de Murrieta gehören zu den bekanntesten Weingütern - und das weit über die spanischen Grenzen hinaus. Rioja Einsteiger und Liebhaber werden bei Weinen von den genannten Weingütern niemals enttäuscht werden. Wenn Sie es ganz klassisch mögen, greifen Sie zu einer Crianza, Reserva oder Gran Reserva aus der Tempranillo Traube. In den letzten Jahren haben die Erzeuger der Region aber auch verstärkt mit Rosé- und Weißweinen auf sich aufmerksam gemacht.


Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste französische Sorten in der Rioja angebaut. Nicht zuletzt deshalb, weil die Reblausinvasion den spanischen Weinbau weit weniger hart getroffen hat als beispielsweise die französischen Nachbarn. So haben sich in der Rioja und den Anrainer-Gebieten viele französische Winzer angesiedelt und vornehmlich typische Bordeaux-Rebsorten angebaut. Spätestens zur Jahrhundertwende jedoch hat man sich am Ebro auf seine Tradition zurückbesonnen und die heißt bis heute: Tempranillo.


Auch wenn sich der Aufstieg der Rioja zur international beachteten und geschätzten Weinregion so anhört, als wäre es eine natürliche Gegebenheit, war es doch alles andere als ein leichter Weg. Eine der schwersten Krisen der Rioja ergab sich durch den Aufstieg einer weiteren spanischen Weinbauregion, der Ribera del Duero, die ebenso wie die Rioja vom Tempranillo geprägt ist.

Hier hat sich Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger ein neuer Weinstil entwickelt, den man als absolut modern bezeichnen kann und der die Weine der Rioja plötzlich alt und oxydiert aussehen und schmecken ließ (auch wenn das der ureigene Stil war).

Anmerkung: Siehe Weinanbaugebiet Ribera del Duero.


Diese Form der Weinbereitung war in Spanien neu und wurde direkt gierig aufgenommen. Während die Weingüter der Ribera del Duero zu Shooting-Stars avancierten, musste sich die Rioja praktisch neu erfinden. Und das haben die Winzer der Rioja auch getan.

Heute stehen beide Weinstile der Rioja nebeneinander, man hat sich dem Neuen zugewandt, ohne das Alte klein zu machen oder zu vergessen. In wenigen Bodegas wird noch der traditionelle Wein ausgebaut, dessen rötlich-braune Farbe schon auf den langen Fassausbau hinweist und der mit seiner Komplexität und dem ganz eigenen Charakter ausgesprochen faszinierend ist und dessen Eleganz und Lagerfähigkeit auch heute noch von vielen Weinkennern verehrt wird.

Daneben steht der mineralisch frische, der saftig reife und fruchtige Stil. In den modernen Bodegas entstehen Weine voller Kraft und Dichte, Substanz und Beerigkeit, in der sich reife Frucht mit Holz und Schokolade, Süßholz und Mokka verbindet. Hier wird das überbordende Fruchtpotenzial des Tempranillo heute genauso herausgearbeitet wie das terruño, das salzige und mineralische Terroir der Rioja.


Auch wenn die Rioja von außen als zusammenhängendes Gebiet wahrgenommen und vom Verband selber auch so vermarkt wird, besteht die Rioja doch eigentlich aus drei Teilen, die sogar in politisch unterschiedlich verwalteten Gebiet liegen. Diese drei Gebiete sind die Rioja Alta, Rioja Alavesa und die Rioja Baja.


Rioja Alavesa

Die Weine aus diesem baskischen Teil der Rioja werden traditionell eher jung getrunken, sind fruchtiger, leichter und würziger. Die Rioja Alavesa setzt sich aus vielen kleinen Weingärten zusammen. Hier sind es vor allem kleine Familienbetriebe, die den Markt bestimmen.

Der typische Wein der Rioja Alavesa ist der Rotwein. Der größte Teil der Produktion wird aus der Traubensorte Tempranillo hergestellt. Es sind Weine von heller und lebhafter Farbe; mit feinem und intensivem Aroma und mit einem fruchtigen Geschmack, der samtig und warm am Gaumen ist. Das Ergebnis ist ein ausgewogener Wein, der zum Wiederholen einlädt.

Die Weine werden meist als Joven, also jung getrunken oder als Crianza oder Reserva ausgebaut. Die typischen Weinorte sind Laguardia und Elciego.



 Bodegas Marqués de Riscal


Seit mehr als 150 Jahren prägt das Weingut Marqués de Riscal die Rioja Alavesa. Es ist eines der ältesten Weingüter dieser berühmten spanischen Appellation und laut Weinkritiker Hugh Johnson auch das beste. Gegründet wurde es von Don Camillo Hurtado de Amezega, der das Weinhandwerk 15 Jahre lang in Bordeaux erlernt hatte. Er brachte den modernen Weinbau von dort aus in die Rioja. Seitdem steht Riscal für Tradition und Moderne. So baute der Architekt Frank O. Gehry für Marques de Riscal (der übrigens auch das Guggenheim-Museum in Bilbao entworfen hat) einen futuristischen Hotelbau neben der Kellerei, der heute als modernes Wahrzeichen der ganzen Rioja gilt.

Die Bodegas Marqués de Riscal ist die heute größte Weinkellerei der Rioja Alavesa und dort entsteht der vielleicht bekannteste Wein der gesamten Rioja: die Marqués de Riscal Rioja Reserva. Das Weingut war über hundert Jahre ausschließlich auf Rotweine spezialisiert. Ab 1972 werden auch Weissweine des Weinanbaugebiets Rueda vertrieben.

Die Weine von Marques de Riscal sind ein echter Genuss für Weinliebhaber. Von eleganten Tempranillo-basierten Rotweinen bis hin zu frischen und fruchtigen Weißweinen bietet das Weingut eine breite Palette von Geschmacksrichtungen.



Samstag, 30.09.2023 - Elciego

Dann geht es weiter zur Bodegas Marqués de Riscal. Um zum Eingang zu kommen, muss man einmal um das ganze Gelände herumlaufen - und das bei der Hitze. Wir sind ganz schön angenervt. Und dann findet man sich immer noch nicht sofort zurecht. Wir landen im Restaurant, müssen wieder zurück und nehmen dann auf gut Glück eine kleine Tür. Und hier sind wir richtig: Das ist der stylische Weinstore und die Bar. Ein kostenloses Wine-Tasting, so wie es in den meisten Bodegas, in denen wir bisher waren üblich war, gibt es nicht. Es gibt lediglich die Möglichkeit, die gewünschten Weine als "Probierportion" zu bestellen. Oder eine Kombination von 5 Weinen zu 22 Euro/Person. Na ja, kein Schnäppchen, aber wir wollen einfach mal so ein paar "hochgelobte" Weine probieren. (Und weil die Weine eben so hochgelobt werden, beschreibe ich sie mal etwas ausführlicher)
Wir haben probiert: (Ich verlinke die Weine mal immer zu einem Weinhändler, der die Weine auch beschreibt und schreibe auch dazu, was unsere Meinung dazu war)
Und als wir so durch den Wineshop laufen fällt uns ein Weisswein besonders ins Auge: Marqués de Riscal Verdejo : Den kennen wir, den haben wir bei unserem spanischen Fischhändler mal entdeckt und für gut befunden.

Ja, so richtig schlecht sind die Weine natürlich nicht, aber für die aufgerufenen Preise würden wir die Weine nie und nimmer kaufen. Also ganz klar nicht unsere Welt. Aber hier war es wenigstens angenehm kühl.

 Bodegas Valdelana


Die Bodegas Valdelana ist einer der besten Betriebe für Einstiegsqualitäten in der Rioja Alavesa. Die familiengeführte Bodegas besitzt 150 Hektar eigene Rebfläche, weshalb sie auf den Zukauf von Trauben weitgehend verzichten kann. Gerade das ist bei der Erzeugung von Joven- und Crianza-Qualitäten entscheidend. Das traditionsreiche, ursprüngliche Weinguts-Gebäude verfügt über unterirdische Keller aus dem 16. Jahrhundert. Hier ist ein Museum untergebracht, in dem man die aufwändige Arbeitsweise früherer Generationen bestaut werden kann. Heute erfolgen Vinifikation und Ausbau in einem zweckmäßigen Industriegebäude am Ortseingang. Auch bei Valdelana setzt man auf modernere Weinbereitung, ohne jedoch dem Trend zu folgen, mit spektakulären Superweinen zu gewagten Spitzenpreisen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Mit sehr guten Qualitäten zu bodenständigen Preisen wurden bereits der Tinto Joven Juan de Valdelana als bester Jungwein Spaniens und der Agnus als beste Crianza der Rioja Alavesa gefeiert. Auch wurden die Weine Valdelanas bereits mehrfach für ihr hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis ausgezeichnet!

Samstag, 30.09.2023 - Elciego

Wir laufen also an der Strasse entlang wieder zurück und gehen directement zur nächsten Bodega, die Bodegas Valdelana. Dieses Weingut ist eher alteingesessen und bodenständig und hier können wir die Weine wieder umsonst probieren. Und ja, die schmecken uns vorzüglich. Und so greifen wir auch hier zu: 2 Kisten Wein gemischt für etwas über 100 Euro! Zum Glück haben wir es nicht weit bis zum Stellplatz.
Ich räume hier erst mal ein bisschen um, damit wir all unseren Wein auch unterbringen. Ich bin erstaunt, was in den "Keller" unter dem Rücksitz alles reinpasst. 
(Nein, Tina, dein Paket wäre da nicht reingegangen - zu breit und zu lang.)
Und jetzt müssen wir uns beschäftigen, bis wir in der Taberna Gastronómica 1583 essen gehen können. Ich habe mittags schon die Speisekarte fotografiert, damit wir alles übersetzen können. Als wir ankommen ist draussen - natürlich - alles voll. Am Ausschank stehen die Leute Schlange, um ihr Getränke zu bestellen. Als ich die Zeit nutze, um mir die Bar genauer anzuschauen, bekomme ich einen Rüffel von der Servicekraft - der Speiseraum ist noch geschlossen. Was ich gesehen habe, gefällt mir gar nicht. Da wird im Inneren ein dunkler Raum eingedeckt. Wir beobachten die unfreundliche Servicekraft weiterhin und dann sind wir in an der Reihe. Sie erklärt gleich, dass sie weder englisch, noch französisch noch deutsch spricht und ich versuche ihr dann mit Händen und Füssen zu erklären, dass wir einen Tisch reserviert haben zum Abendessen. Sie pampt uns an, dass wir zu früh sind und als ich frage, ob wir schon einmal an unseren Tisch gehen dürften, meinte sie nur, dass das Restaurant noch nicht offen hätte. Ich erkläre ihr, dass wir draussen essen wollen und ob sie denn keinen Tisch für uns hätte - schliesslich hätten wir ja reserviert. Nein, ich würde ja sehen, dass alles voll ist. Ok, dann wünschen wir einen schönen Abend und sind gegangen.
Gegenüber gibt es auch noch eine Bar, die auch ganz nett aussieht: La Cueva. Wir bekommen draussen ein nettes Plätzchen und werden freundlich bedient - auch wenn die Dame im Prinzip auch nur spanisch kann. Der Wein war lecker, das Essen war jetzt nicht so der Hit. Aber wir haben hier einen schönen Abend verbracht. Geht doch!

  Saint-Jean-de-Luz
01.10. - 03.10.2023

Sonntag, 01.10.2023 - Saint-Jean-de-Luz

Morgens gehe ich nochmals ins Dorf um Brötchen zu holen. Sonntag früh wirkt es wie ausgestorben. Nach dem Frühstück heisst es dann wieder "en route". Heute geht es weiter an den Atlantik und zurück nach Frankreich, genauer nach Saint-Jean-de-Luz. Das liegt zwischen San Sebastian und Biarritz. Beide Orte haben wir ja schon im Frühjahr besucht. Doch zuvor machen wir noch einen Abstecher zum Mirador Balcón de la Rioja. Von diesem Mirador geht der Blick weit in die Landschaft der Rioja Alavesa mit den Weingärten, den Feldern und den vielen kleinen Orten dazwischen.
Und dann führt uns das Navi quer durch Vitoria-Gasteiz durch - das wollte ich eigentlich vermeiden. Grrrrr!
Doch dann sind wir endlich auf der Autobahn. Wir fahren ja auf den Atlantik zu - die Landschaft erinnert aber viel eher an die Schweizer Alpen. Obwohl wir das ja schon im Frühjahr gesehen haben, ist es für uns doch seltsam.
Und dann sehen wir ihn endlich das erste Mal in diesem Urlaub - den Atlantik. Kurz darauf sind wir auch schon auf dem Campingplatz "Camping Juantcho". Wir bekommen einen schönen Platz in einer Art Sackgasse zugewiesen. So mögen wir das, wenn wir ein bisschen Privatsphäre haben.
Hier ist es hot, richtig hot und schwül. Also gleich mal die Markise raus, Ventilatoren an und ab in den Schatten zum Relaxen.
Ich habe heute Waschtag und dazwischen nutze ich die Zeit für eine kleine Campgroundrunde und einen Blick auf den Atlantik.
Wir geniessen es so, wieder ganz relaxed auf dem Campingplatz zu sein, die Seele baumeln zu lassen und am Abend ewig draussen zu sitzen.
zum Campingplatz

 Saint-Jean-de-Luz und das Fort de Socoa 


Das Fischerdorf Saint-Jean-de-Luz, zwischen Biarritz und der spanischen Grenze am Atlantischen Ozean gelegen, bietet baskischen Charme gepaart mit schönen, familienfreundlichen Stränden.

Im 15. Jahrhundert entdeckten die Fischer von Saint-Jean-de-Luz als erste die fischreichen Gewässer vor Neufundland und fingen dort Wale und Kabeljau. Das brachte der Stadt einigen Wohlstand ein. Als die Zahl der Wale sank, wurde der Hafen zu einer wichtigen Ausgangsbasis der Korsaren, Piraten, die im Auftrage des französischen Königs ausländische Handelsschiffe kaperten. Noch heute herrscht im Hafen geschäftiges treiben. Rund 100 Fischerboote sind dort beheimatet und bringen vor allem Tunfisch und Sardinen an Land.


Das ab 1627 errichtete und von Vauban umgebaute Fort de Sooca  sollte den Schutz des Hafens von Socoa und der Bucht von Saint-Jean-de-Luz gewährleisten. Über eine erste Zugbrücke gelangt man in die Mauern des Forts von Socoa. Eine zweite Zugbrücke vervollständigt die Verteidigungsanlage zwischen dem Turm und den Wohngebäuden der Garnison. Der Ort erfüllte seine Funktion bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bevor er dem Zollamt und später Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Segelsport zugeführt wurde. Derzeit dient es als Aussichtspunkt und kann innen nicht besichtigt werden.

 Montag, 02.10.2023 - Saint-Jean-de-Luz

Boh, heute ist es noch schwüler wie gestern. Ich hole Baguette an der Rezeption und dann frühstücken wir erst einmal in aller Ruhe. Bei den Temperaturen haben wir nicht wirklich Lust, arg viel zu unternehmen. Und irgendwie ist bei uns auch gerade die Luft raus.
Wir hängen also am Platz rum und fahren dann am nachmittag mit den Bikes los. Wir brauchen nämlich dringendst Wasser, da wir ja am Samstag vergessen haben, einkaufen zu gehen.
Am unteren Ende des Platzes gibt es einen kleinen Weg nach Saint-Jean-de-Luz, eigentlich ja eher nach Socoa, einem Vorort von Saint-Jean-de-Luz. Wir fahren als erstes Richtung Fort de Socoa mit seinen idyllisch im Hafen liegenden Booten und dem Blick auf die Rhune (der spitze Berg im Hintergrund). Zum Glück sind wir mit den Bikes da, sonst müssten wir das alles Laufen. Es ist einfach viel zu hot. Eigentlich wollten wir hier nochmals lecker Meeresfrüchte essen, doch die Restaurants haben entweder bereits Ferien/Winterruhe oder machen erst am Abend wieder auf. Nein, so lange bleiben wir ganz bestimmt nicht hier.
Im kleinen Supermarkt finden wir eine tiefgefrorene Meeresfrüchte-Mischung. Dann machen wir uns die Meeresfrüchte halt selber.
Da wir echt keine Lust haben, noch weiter zu fahren nach Saint-Jean-de-Luz machen wir uns auf den Rückweg.
Als wir gerade am Vorbereiten sind zum Kochen, fängt es richtig heftig zu stürmen an mit einzelnen Böen. Wir haben unsere Markise zum Glück schon am mittag eingefahren. Doch bei den anderen Campern kommt nun Hektik auf: Überall werden die Markisen abgebaut und davonfliegende Wäsche und Stühle wieder eingefangen.
Was machen wir nun mit unserem Essen? Das müssen wir wohl drinnen zubereiten - der Windschutz dient hier als Spritzschutz. Schmecken tut es trotzdem, auch wenn es ein bisschen nach Suppe aussieht.
Der Wind bringt den seit langem angekündigten Wetterumschwung mit - heute nacht soll es nämlich zu regnen anfangen und auch etwas abkühlen.
  Dienstag, 03.10.2023 - Saint-Jean-de-Luz

Heute soll es ja abkühlen und regnen, also frühstücken wir erst einmal drinnen. Doch von Regen keine Spur. Also kommen wenigstens die Stühle raus und wir machen heute vormittag einen Lümmeltag. Zumindest bis zum späten mittag. Dann vespern wir noch eine Kleinigkeit und dann packen wir zusammen. Was ist los? Warum packen wir jetzt schon zusammen?
Ganz einfach: Morgen vormittag haben wir Karten für den "Petit train de la Rhune". Gegen 9:30 Uhr sollen wir dort sein. Für die Fahrt benötigen wir etwa 30 Minuten, wir sollten noch einkaufen und es soll vor Ort auch Parkplatzprobleme geben, heisst es im Netz. Also haben wir beschlossen, dass wir schon heute weiterfahren, irgendwann am nachmittag.
Und deshalb geht es dann auch schon heute weiter. Zuerst fahren wir zum Supermarkt und holen die nötigsten Dinge, dann geht es auf richtig kleinen Strässchen weiter zum Parkplatz der Bahn.
Die letzte Fahrt ist schon lange vorbei als wir ankommen und der ganze Parkplatz ist frei. Doch alles ist dort ziemlich eng, so dass wir ewig rumgurken, bis wir einen Platz haben, bei dem wir das Gefühl haben, dass wir morgen nicht eingeparkt werden.
Anmerkung: Wer hier übernachten möchte, nimmt besser den geschotterten Wanderparkplatz, der sich von Saint-Jean-de-Luz kommend auf der linken Seite kurz vor dem regulären Parkplatz befindet.
Endlich haben wir einen uns genehmen Platz gefunden - nicht schön, aber praktisch. Wir essen noch eine Kleinigkeit, schauen uns schon mal um und dann lesen wir noch eine Weile.
Nachts werde ich wach: Ich habe Hufgeräusche von einem Pferd gehört. Jetzt, um diese Zeit? Und später noch Wiehern und Schnauben. Äh? Ich wecke Hansi, weil ich das unheimlich finde, doch der denkt, ich erzähle ihm die Story vom Pferd........

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  Le petit train de la Rhune
04.10.2023

Le "Petit train de la Rhune" 


La Rhune ist ein äußerst beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, denn von dem 905 Meter hohen Gipfel bietet sich ein grandioser Rundblick. Die Wanderung dauert je nach Strecke zwischen 3,5 Stunden und 4 Std. 50 Min. Oben angelangt, erkennt man bei klarer Sicht (auf dem Gipfel ist das Wetter manchmal etwas unbeständig) den Atlantik, die Bucht von Saint-Jean-de-Luz, die riesigen Wälder der Region Landes, das baskische Gebirge und im Süden das Bidassoa-Tal.

Ein Riesenspaß ist die Fahrt mit der Zahnradbahn, von denen es in Frankreich nur noch wenige gibt. Der legendäre „Petit Train de la Rhune” fährt auf den Gipfel und wieder hinab ins Tal. Dabei überwindet die 1924 gebaute Zahnradbahn auf der vier Kilometer langen Gipfelfahrt 736 Höhenmeter. Die zauberhafte Reise beginnt auf dem Saint-Ignace-Pass und dauert 35 Minuten. Auf Fahrt nach oben sieht man baskische Pottok-Ponys, rotköpfige Manech-Schafe und Geier.

 Mittwoch, 04.10.2023 - Le "Petit Train de la Rhune"

Wir haben Tickets für den "Petit Train de la Rhune" für 10:10 Uhr, gegen 9:30 Uhr sollen wir am Schalter sein. Das Ticket haben wir schon gestern online gekauft (dazwischen aber immer wieder die Verfügbarkeit gecheckt). Bezahlt haben wir 22 Euro/Person.
Noch während wir am Frühstücken sind, fahren die ersten Busse mit Rentnern an. Oh je......
Wir gehen rechtzeitig zum Bahnhof und warten auf den einfahrenden Zug. Die Plätze sind nummeriert. so dass es kein Gedränge geben sollte. Pro Zug (es fahren immer 2 Züge) hat es 60 Sitzplätze. Pünktlich geht es los. Der Zug rattert gemütlich nach oben. Unterwegs sehen wir halbwilde Pottok-Ponys - aha, also war das gestern wohl doch ein Pferd - und Schafe. Die Ponys haben hier übrigens Glocken umgehängt, wenn sie einen Besitzer haben. Es gibt aber auch noch wilde Ponys ohne Glocke und Besitzer. Aber das Beste ist tatsächlich die tolle Aussicht schon während der Fahrt.
Dann nach gut 30 Minuten sind wir oben und haben nun bis kurz nach 12 Uhr Zeit, uns hier oben umzuschauen. Und das machen wir lange und ausgiebig. Doch dann ist uns kalt und wir trinken noch einen Kaffee und ich versuche einen  "Gâteau basque" mit Kirschfüllung. Lecker, aber viel zu süss. Und dann machen wir uns auf den Rückweg.
Das war jetzt aber mal ein schöner Ausflug. Der hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Espelette
04.10.2023

Espelette und der Piment d'Espelette


Espelette ist berühmt für seinen Gewürzpaprikaanbau, dessen lokale Variante den Namen der Gemeinde geerbt hat: Piment d'Espelette (auch Espelette-Pfeffer). Die Espelette Chilischote wird in nur zehn Gemeinden angebaut. Als edles und seltenes Produkt ist es das einzige Chilischote in Frankreich, das nach strengen Spezifikationen hergestellt wird und seine Qualität und Typizität garantiert, insbesondere in Bezug auf Herkunft, Anbindung an das Land und Produktionsmethoden, die das Produkt respektieren. Deshalb wurde der Piment d'Espelette als AOC Piment d’Espelette Espeletako Biperra offiziell anerkannt. In Zuge der europäischen Angleichungen wandelte sich die Herkunftsbezeichnung AOC zu AOP. Der Piment d’Espelette ist Frankreichs einziges Gewürz mit dieser Auszeichnung.

Der Piment Espelette ist milder als Cayennepfeffer, aber schärfer und aromatischer als herkömmliches Paprikapulver.

In den zahlreichen Cafés und Restaurants der Stadt werden nach der Ernte, die im August beginnt und sich bis in den Spätherbst hinzieht, die Paprika auf Schnüren aufgefädelt und an den Decken zum Trocknen aufgehängt, die manchmal den ganzen verfügbaren Raum bedecken. Ab dem Monat September wird das Dorf mit Paprikagirlanden auf den Fassaden und Balkons der Häuser geschmückt.

Mittwoch, 04.10.2023 - Espelette

Wieder zurück am Camper hat sich bestätigt, was wir insgeheim schon befürchtet haben -  wir sind leicht eingeparkt, weil sich ein Auto schräg hinter uns ins Parkverbot gestellt hat. Doch dann kommt Leben in Hansi: "Schnell, auf, beeil dich!" Es fährt gerade ein Auto weg und so ist der Weg frei für uns. Geschafft.
Wir fahren nun weiter auf kleinen und engen Strässchen nach Espelette. Mit viel Glück finden wir dort auf dem Wohnmobil-Parkplatz einen Platz zum Parken.
Im Frühjahr haben wir ja schon den Piment d'Espelette für uns entdeckt. Und da der Ort fast auf unserer Route liegt, war klar, dass wir nun auch den dazugehörigen Ort anschauen wollen.
Nachdem wir also mit Müh und Not einen Parkplatz ergattert haben und schon die Massen an Leuten gesehen haben, die aus den Bussen gestiegen sind, hatten wir fast schon keine Lust mehr. Doch jetzt sind wir schon mal hier, also schlendern wir durch das Dörfchen. Der Markt wird gerade abgebaut - schade eigentlich - und ja, hier dreht sich wirklich alles um das Gewürz und die Produkte daraus: Schokolade mit Espelette, Marmelade und Gelée mit Espelette, er aromatisiert Salz und Senf, Zwiebeln und Käse. In Öl eingelegt, gehört er zum Aperitif. Es gibt Paté und Wurst mit Espelette und natürlich das Gewürzpulver pur. Und da wir ja schon unterwegs recht viel eingekauft haben, sind wir eigentlich versorgt, haben alles rund um Espelette, was wir benötigen. Nein stimmt nicht: In einem Geschäft hat man uns eine Foie gras zum Probieren gegeben, die dünn mit einem Gelée bestrichen war. Das haben wir dann doch mitgenommen. Aber alles in allem waren wir enttäuscht von dem Ort. Hier hatte es definitiv zu viele Touristen.
Wir sind dann schnell zum Camper zurückgegangen. Zu unserem Campingplatz "Camping Bixtaeder" sind es jetzt nur noch ein paar Minuten. Der Empfang war freundlich und vor allem professionell. So schnell haben wir uns noch nie an einem Platz angemeldet, inklusive Erklärung der Schranke.
Da wir recht früh dran waren, haben wir noch genügend Zeit gehabt, etwas zu relaxen und ein Bierchen zu trinken. Abends gab es dann das letzte Mal Gambas à la Hansi. Und uns wird schnell klar, dass wir endgültig auf dem Rückweg sind - Seufz.
zum Campingplatz

Domaine de Brandeau
05.10.2023

Weinanbaugebiet Bordeaux


Bordeaux gehört zu den berühmtesten Weinbaugebieten der Welt, die Vielfalt der Weine im Bordelais, der Region um Bordeaux, ist gross. Vom einfachen roten Bordeaux bis zum Premier Grand Classé reicht es bei den Rotweinen. Vom frischen und trockenen, im Edelstahl ausgebauten Entre-deux-Mers über die im Holz gereiften weissen Cru aus Graves und Pessac-Léognan bis zu den weltberühmten Süssweinen aus Sauternes und Barsac. Daneben gibt es helle Rosé und eher dunkel rosafarbene Weine, die man Claret nennt, und selbst der Crémant ist in Bordeaux zuhause.

Die zumeist flachen Rebberge von Bordeaux liegen im Einzugsgebiet der Flüsse Dordogne und Garonne (deshalb Entre-deux-Mers), die sich schliesslich dort zum Mündungsstrom Gironde vereinen. Hier reihen sich mit Margaux, Pauillac, St-Estèphe und St-Julien die mithin prestigeträchtigsten Rebberge aneinander. 

Der typischste aller Weine aber ist der im Barrique ausgebaute trockene Rotwein. Er entsteht durch eine Assemblage der Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, hier und dort ergänzt durch Petit Verdot und Malbec. Dieser Weintyp wird auf der ganzen Welt als Synonym für den französischen Rotwein par excellence angesehen. Und es ist kein Zufall, dass Cabernet und Merlot mittlerweile die am meisten angebauten Sorten der Welt sind. Bordeaux hat Strahlkraft und ist bis heute Leitbild für viele.


Donnerstag, 05.10.2023 - Domaine de Brandeau

Hier gibt es einen Baguette-Service, also frühstücken wir erst mal wieder gemütlich. Draussen ist es zwar frisch, aber wahrscheinlich wird es das letzte Frühstück im Freien sein in diesem Urlaub. Das muss man ausnutzen. Und da wir heute "nur" 3 Stunden Fahrt vor uns haben, können wir es auch etwas langsamer angehen lassen.
Wir gehen nun auch das letzte Mal einkaufen - wir brauchen nicht viel, aber doch genügend, dass wir auch daheim übers Wochenende kommen.
Und dann heisst es "en route". Unser Ziel ist ein kleines Weingut östlich von Bordeaux, das auch Wohnmobilstellplätze anbietet. Den Platz habe ich eher durch Zufall entdeckt und da er auf unserer Route liegt, war das einfach perfekt.
Zuerst sind wir auf der Autobahn unterwegs und dann geht es wieder auf kleinen D-Strässchen weiter. Schön ist es hier - so der Übergang zwischen der Région Bordeaux und der Dordogne.
Und dann sehen wir schon das Schild: Wohnmobilstellplatz "Domaine de Brandeau". Übrigens hat es hier an allen Ecken die Möglichkeit, auf Weingütern mit dem Wohnmobil zu stehen.
Wir werden freundlich empfangen und bekommen einen schönen Platz im Schatten mit Blick auf die Weinberge.
Wasser und Stromanschluss sind vorhanden, auch die Möglichkeit, Grauwasser und die Chemietoilette zu entsorgen. Die Weinprobe findet um 18 Uhr statt. Der Platz kostet 5 Euro, beim Kauf von Wein in Höhe von mindestens 20 Euro ist der Platz umsonst. Ein fairer Deal, finden wir.
Wir richten uns ein, relaxen ein bisschen und dann ist es auch schon Zeit für die Weinprobe. Dabei geht es sprachlich kunterbunt zu: Es ist noch ein Paar aus Irland dabei und so wird französisch, deutsch und englisch quer durcheinander gesprochen und übersetzt. Die beiden Crémant sind definitiv nicht nach unserem Geschmack, dafür hat uns der Bordeaux supérieur (AOC) "Fût de chêne" umso besser geschmeckt. Da haben wir dann auch gleich 6 Flaschen mitgenommen. Hoffen wir mal, dass er hier auch noch schmeckt. Der Rosé hat uns vor Ort gut geschmeckt, hier gar nicht mehr. Und den Blanc müssen wir noch probieren.
Leicht beschwingt kommen wir von der Weinprobe zurück, kochen noch eine Kleinigkeit und sitzen noch ewig draussen, obwohl es recht frisch ist.
zum Stellplatz

Saint-Jean-de-Losne
06.10.2023

  Freitag, 06.10.2023 - Saint-Jean-de-Losne

Heute ist Fahrtag, richtig harter Fahrtag - Knapp 650 Kilometer und 6 Stunden Fahrt. Das heisst wir werden gut und gerne 8 Stunden unterwegs sein - mit Stau (hoffentlich nicht) und Pausen. Natürlich hätten wir gestern noch ein oder 2 Stündchen fahren können, doch dann hätten wir nicht auf dem Weingut übernachten können. Und ich wollte heute eigentlich auch eher in Höhe von Vichy übernachten - doch die Plätze dort sind alle schon geschlossen (die meisten Plätze in Frankreich haben nur von April bis Ende September geöffnet). Deshalb musste ich noch den "Schlenker" an die Saône machen - hier gab es noch einige geöffnete Plätze.
Somit gibt es heute also kein Lümmelfrühstück, sondern wir müssen uns etwas beeilen. Wir düsen wieder ewig in der Gegend herum, die zugegebenermassen schön ist, bis wir endlich auf der Autobahn sind. Wenigstens hat es kaum Verkehr - was allerdings für Hansi ziemlich einschläfernd ist - so dass wir zügig vorankommen. Und natürlich sind wir wieder auf der A79 mit der Péage fluxe. Und dann haben wir an einem Rastplatz eins "seltsame" Begegnung: Wir werden von einem smarten Typ mit Sonnenbrille und Cabrio angesprochen, der unseren Camper so toll findet und auch sehr interessiert reinschaut. Ist doch nett, werden jetzt viele denken. Ja, aber da sind Hansi und ich erst einmal misstrauisch: Ich habe sofort versucht, meine Handtasche so zu platzieren, dass man sie nicht einfach mitnehmen kann, weil ich nicht wusste, ob Hansi die Tür abgeschlossen hat - hatte er! Hansi, der draussen stand, hat ständig den Camper im Blick gehabt, ob sich jemand von aussen dort zu schaffen macht, hat er mir später erzählt. Niemand war in der Nähe. Da haben wir wohl beide zu viel Schauergeschichten gelesen. Wobei ich wohl noch etwas "schlimmer" war wie Hansi: Ich habe mir nämlich noch überlegt, ob der Typ vielleicht einen GPS-Sender platziert hat, um unseren schönen Camper verfolgen und irgendwann klauen zu können...... . Ohne Worte. Amigo steht jetzt, auch 3 Wochen nach den Ferien, immer noch dort, wo wir ihn abgestellt haben.
Und dann sind wir endlich da. Es ist schon fast 18 Uhr - so spät sind wir noch nie auf einem Platz angekommen. Zum Glück haben wir reserviert. Wir sind auf dem "Camping les Herlequins", der direkt an der Saône liegt mit einem netten kleinen Restaurant. Wir machen uns frisch und dann gehen wir essen - das letzte Mal.
Heute gönnen wir uns mal einen Apérol Spritz, dann gab es mega leckere frittierte Sardellen und dann Moules frites, die leider etwas zu lange geköchelt wurden. Insgesamt ein sehr schöner Platz und ein gutes Restaurant. Hier kommen wir sicherlich nochmals her.
zum Campingplatz

Heimfahrt und Verlängerung
07.10. - 08.10.2023

 Samstag, 07.10.2023 - Heimfahrt und Verlängerung

Auch hier gibt es nochmals Baguette, das letzte Mal in diesen Ferien. Auch heute verzichten wir auf unser Lümmelfrühstück und kommen tatsächlich recht früh weg. Unsere heutige Strecke ist gerade noch so überschaubar: 460 Kilometer - 5 Stunden. Etwas mehr wie die Hälfte auf französischen Autobahnen. Da kommen wir auch gut voran. Doch dann auf der deutschen Seite immer wieder Stau durch Baustellen oder Unfälle. Das nervt und das zieht sich. Aber wir kommen - tata!- staulos an Pforzheim vorbei. Premiere!
Da wir durch unseren verkorksten Start auf dem Stellplatz umpacken müssen, haben wir heute auch ein längeres "Programm". Normalerweise fahren wir ja zu Hansi ins Geschäft, packen nur das Nötigste um und Sonntags machen wir dann den Rest und bringen Amigo auf seinen Stellplatz.
Wir sind recht zeitig dran und Hansi fährt noch kurz auf einem CleanPark, um Amigo vom schlimmsten Urlaubsstaub zu befreien. Nun glänzt er wieder. Dann geht es weiter nach Nürtingen, um dort Wasser und Grauwasser abzulassen. Tja - da hat es doch tatsächlich noch einen freien Platz - Wir schauen uns an: "Sollen wir?". Ja, spontan beschliessen wir, hier noch 1 Nacht zu bleiben. Der Italiener nebenan hat offen und daheim ist es eh trostlos nach den Ferien.
Ha, ganz schnell sind Tisch und Stühle draussen, ein Crémant eingeschenkt und dann geht es daran, die Pizza auszuwählen.
Was für ein schöner und unerhoffter letzter Abend.

Sonntag, 08.10.2023 - The End

Wir haben gut geschlafen und geniessen unser allerletztes ungeplantes Frühstück des Urlaubs. Nun heisst es also wirklich Zusammenpacken und Abschied nehmen von Amigo. So viel haben wir ja gar nicht dabei, so dass das Umräumen ins Auto recht schnell geht. Na ja, bis auf den vielen Wein. Doch auch dafür haben wir noch Platz.
Am späten mittag sind wir dann daheim - der Urlaub ist nun endgültig zu Ende.
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Fazit

Was soll  ich nur immer als Fazit schreiben?

Im Gegensatz zum Frühjahr ist mir die Zusammenstellung der Tour richtig leicht gefallen, die einzelnen Stationen sind mir praktisch einfach so vor die Füsse gefallen. Da MUSS ja einfach eine tolle Tour zusammenkommen.

Gefahren sind wir etwas über 3.600 Kilometer in 3 Wochen. Das hört sich jetzt aber schlimmer an, wie es am Ende war. Natürlich ist die Anfahrt mit jeweils etwa 1000 Kilometer immer recht lang, aber dazwischen hatten wir oft nur 1 Stunde Fahrzeit. Auch dieses Mal waren wir oft nur 1 Nacht auf einem Platz, doch die Tage sind wir immer relaxed angegangen.

Selbst der Tag, als wir morgens auf die Rhune gefahren sind und dann noch weiter nach Espelette mit Besichtigung war problemlos machbar - da war ich etwas skeptisch.

Ich halte mich jetzt mal an die Punkte, die ich schon im Frühjahr aufgeführt habe.


Fazit zu den einzelnen Stationen

Die vier Tage in der Dordogne waren so ganz klar ganz anders wie die Tage dann in Spanien. Doch es waren vier tolle und interessante Tage, die wir nicht missen möchten. Die Dordogne wollen wir auf jeden Fall nochmals genauer erkunden.

Während letztes Jahr ja Weinproben viel zu kurz gekommen sind, haben  wir das dieses Mal nachgeholt. Wir haben jede Weinprobe genossen und freuen uns jetzt noch über den Wein, den wir mitgenommen haben.

Während wir uns von Santa Domingo de Silos mehr versprochen haben, waren wir von Burgos mehr wie positiv überrascht.

Aber die grösste Überraschung war der Campingplatz "Camping les Herlequins". Bei dem Platz war ich mir sicher: der ist entweder top oder flopp. Die Bewertungen waren gespalten, die Homepage wenig aussagekräftig und der Mailkontakt "wortkarg". Wir machen in der Ecke ja immer wieder mal Zwischenstation. Und es hat uns immer gefallen - auch hier müssen wir mal für ein paar Tage herkommen.

Und ganz generell gilt natürlich: All die Stationen, die immer wieder mit so tollen Fotos in Facebook & Co auftauchen, sind touristisch überlaufen. Ich meine damit: Saint-Jean-Pied-de-Port, Espelette und Saint-Jean-de-Luz. Doch da sind wir wohl selber schuld, wenn wir uns davon beeinflussen lassen.


Wie hat uns die Route gefallen?

Auf diese Frage kann ich nur mit einem ganz klaren "Das war eine super-Route" antworten. Da hat einfach alles gepasst.


Würden wir die Route so nochmals fahren?

Ganz klar: JA ! Eventuell hätten wir uns den Schlenker an den Atlantik sparen können und gleich Richtung Rhune und Espelette fahren können. Doch das war jetzt "Kritik" auf hohem Niveau.


Und ganz grundsätzlich gilt natürlich alles, was ich hier schon im Frühjahr über Spanien und Frankreich, zu den Campingplätzen und der Sicherheit unterwegs geschrieben habe. Zwei echt tolle Länder, um Urlaub zu  machen.


Eine nächste Tour - wann auch immer - geht auf jeden Fall durch bis Santiago de Compostella, in den Norden Portugals und dann an der Küste entlang zurück. Das klingt doch schon mal nach einem guten Plan, oder? Natürlich in vier Wochen!

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